IV Sowjetische Okkupation

Militärische Stätten an Autoroute entlang des Eisernen Vorhangs von Tallinn nach Liepāja

Estnisches Kriegsmuseum - General Laidoner Museum

Das Museum, das seit 2001 im Herrenhaus von Viimsi untergebracht ist, widmet sich der Erforschung, Erhaltung und Ausstellung der estnischen Militärgeschichte. Die Vorgänger des heutigen Museums waren das am 19. Januar 1919 gegründete Estnische Befreiungskriegs-Museum und das General Laidoner gewidmete Museum, das 1993 durch einen Beschluss des Gemeinderats von Viimsi im Haupthaus des alten Gutes eingerichtet wurde. Während der sowjetischen Besatzung beherbergte das Herrenhaus eine Marine-Funkaufklärungseinheit. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen befand sich das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand. In seiner heutigen Form wurde das Museum auf Anweisung des damaligen Verteidigungsministers Jüri Luik am 26. Februar 2001 eröffnet; seitdem ist es dem Verteidigungsministerium unterstellt. Die Exponate geben einen Überblick über die Kriege, die in Estland und anderswo in der Welt wüteten und an denen Esten teilnehmen mussten. Ein Teil der Ausstellung ist General Johan Laidoner, dem Oberbefehlshaber der estnischen Streitkräfte, gewidmet, dem das Gut von 1923 bis 1940 gehörte. Eine Auswahl an Artilleriegeschützen und Fahrzeugen ist im Kriegstechnik-Hangar in der Nähe des Hauptgebäudes zu sehen.

Seeflughafen

Das Museum befindet sich im Stadtteil Kalamaja, direkt an der Ostsee in Tallinn.

 

Der Seeflughafen wurde während des Ersten Weltkriegs auf Befehl des russischen Zaren Nikolaus II. als Teil der Seefestung Imperator Peter der Große gebaut. Das in den historischen Wasserflugzeughangars untergebrachte Museum beherbergt fast 200 Originalexponate. Die Dauerausstellung wird durch Wechselausstellungen ergänzt. Die Wasserflugzeughangars sind architekturgeschichtlich einzigartig – ihre Kuppeldächer gehören zu den ersten Stahlbetonkonstruktionen der Welt.

 

Die Museumsprogramme und die Materialien für eigenständige Besuche sind für Kinder und Erwachsene gleichermaßen spannend und aufschlussreich.

Hotel Viru und KGB-Museum

Das Hotel Viru in Tallinn wurde 1972 erbaut. Das für ausländische Gäste konzipierte Hotel musste dabei auch den Anforderungen der sowjetischen Sicherheitsorgane – des KGB – entsprechen.

In der Ausstellung des Museums geht es um weit mehr als ein Hotel und den KGB. Das Museum ist eine Fundgrube für Geschichten aus zwei Welten. In der einen, der propagandistisch überhöhten, die hauptsächlich auf dem Papier existierte, lebten glückliche Sowjetmenschen in Überfluss und freundschaftlicher Verbundenheit, unter der Führung einer klugen Einheitspartei, ohne Unfälle oder Katastrophen. In der anderen Welt, dem realsozialistischen Alltag, war das Leben weitaus differenzierter und schwieriger.

KGB-Zellen in Tallinn

Das Museum befindet sich im Kellergeschoss des ehemaligen NKWD/KGB-Hauptquartiers im Zentrum Tallinns.

 

Während der sowjetischen Besatzungszeit befand sich im Keller des Gebäudes in der Pagari-Straße 1 eines der berüchtigtsten und gefürchtetsten Untersuchungsgefängnisse des Landes. Hier wurden estnische Politiker, Staatsbeamte, Intellektuelle, Veteranen des Freiheitskrieges und viele andere Menschen gefoltert und zum Tode oder zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Kellerzellen sind bis heute ein Symbol des kommunistischen Terrors und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich. Zu sehen sind ein Keller mit zwei Gängen, sechs Zellen und eine Arrestkammer. Die Dauerausstellung "KGB (m)aja lugu" erzählt die Geschichte der dort begangenen Verbrechen.

 

Das Haus in der Pagari-Straße 1 indes hat eine lange Geschichte. Das 1912 als Wohnhaus errichtete Gebäude war später Sitz der provisorischen Regierung der Republik Estland. Von hier aus wurde der Freiheitskrieg angeführt. Bis 1940 beherbergte das Gebäude das Kriegsministerium Estlands. Ab März 1991 wurde das Gebäude von der estnischen Polizei genutzt. Heute ist es wieder mit Wohnungen belegt.

Patarei-Seefestung (ehem. Westbatterie)

Die ehemalige Patarei-Seefestung befindet sich im Tallinner Stadtteil Kalamaja.

 

Mit dem Bau der einst "Westbatterie" genannten Festung wurde 1829 im Auftrag des russischen Zaren Nikolaus I. begonnen. Der Komplex wurde 1840 eingeweiht, doch damit war der Bau noch nicht beendet. Mit dem Ausbruch des Krimkriegs 1853 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut, da man befürchtete, dass englische und französische Schiffe Tallinn anlaufen könnten. Dies geschah zwar, aber größere Feindseligkeiten blieben aus; aus der Seefestung wurden nur wenige Schüsse abgefeuert. Im Jahr 1858 wurde die Nutzung der Westbatterie als Festung wegen des zunehmenden Einsatzes von Sprengstoffen aufgegeben; sie wurde zu einer Kaserne. Während der ersten Unabhängigkeit Estlands wurde die Westbatterie zu einem Gefängnis, das bis 2002 als solches genutzt wurde. Auch die beiden ausländischen Mächte, die Estland im 20. Jahrundert besetzt hielten, nutzten sie als Gefängnis. Die während dieser Zeiten dort begangenen Verbrechen machten den Ort äußerst berüchtigt. Die Sanierung des vier Hektar großen, architektonisch herausragenden Geländes begann 2020. Bis 2026 soll es zu einem eigenständigen Stadtquartier mit Gewerbe-, Wohn- und Freizeiteinrichtungen ausgebaut werden. Im Ostflügel werden ein Teil des ursprünglichen Inneren des Gefängnisses und der Innenhof, in dem die Häftlinge sich in minimal großen Käfigen an frischer Luft bewegen konnten, erhalten bleiben. Schon jetzt befindet sich dort eine fast 1200 Quadratmeter große Ausstellung über die Ideologie und die Verbrechen des Kommunismus sowie über die Geschichte des Gebäudes mit dem Titel "Der Kommunismus ist ein Gefängnis".

Museum der Besetzungen und der Freiheit "Vabamu"

Das Museum der Besetzungen und der Freiheit "Vabamu" befindet sich im Zentrum von Tallinn.

 

Das 2003 eröffnete Privatmuseum ist der Zeitspanne 1940-1991 in der estnischen Geschichte gewidmet. Anliegen des Museums ist es, Themen aus der jüngeren Geschichte Estlands zu vermitteln, die die Menschen zum Nachdenken über den Wert und die Zerbrechlichkeit der Freiheit anregen.

 

Die Dauerausstellung des Museums und diverse Filme geben einen Einblick in die Besatzungszeit, die Unterdrückung, den Widerstand und die Singende Revolution in Estland.

 

Die Dauerausstellung "Freiheit hat keine Grenzen" besteht aus 5 Teilen: "Unmenschlichkeit", "Im Exil", "Sowjetestland", "Wiederherstellung" und "Freiheit". Der Rundgang kann von einem Audio-Guide in estnischer, russischer, englischer, finnischer, deutscher, französischer oder spanischer Sprache begleitet werden. Mit ihm begeben sich die Besucher auf eine bewegende und nachdenkliche Reise durch die jüngere Geschichte. Auch für Kinder gibt es Aktivitäten, die ein besonderes und spannendes Gemeinschaftserlebnis garantieren.

Paldiski

Die Stadt Paldiski (früher Rågervik) liegt an der Nordküste Estlands auf der Halbinsel Pakri.

 

Paldiski ist seit dem Nordischen Krieg eine Hafenstadt von strategischer Bedeutung. Im Jahr 1718 ordnete der russische Zar Peter I. den Bau eines befestigten Tiefhafens und zahlreicher anderer militärischer Einrichtungen an, wodurch das Städtchen zu einem der wichtigsten Militärhäfen des Russischen Reiches wurde.

 

In der ersten estnischen Republik befanden sich Panzerzüge im Sommer in Paldiski zur Ausbildung. Nach dem Abschluss des Vertrages über Militärbasen, der Estland 1939 aufgezwungen wurde, wurde Paldiski von den Streitkräften der Sowjetunion übernommen, eine Militärbasis wurde geschaffen und weitere Befestigungsarbeiten wurden aufgenommen. Paldiski spielte eine wichtige Rolle im Küstenschutzsystem der Baltischen Rotbannerflotte. In den 1960er Jahren wurde hier eines der drei sowjetischen Ausbildungszentren für Atom-U-Boote in Betrieb genommen, zu dem auch der Nachbau eines Atom-U-Boots gehörte. Die Stadt war zusammen mit den Pakri-Inseln völlig von der Außenwelt abgeschottet und als geheimer Standort klassifiziert. Zwei Kernreaktoren waren in Paldiski in Betrieb, die heute von einem Betonsarkophag umgeben sind.

 

Von den militärischen Einrichtungen der Sowjetzeit ist heute nur noch sehr wenig in der Stadt zu sehen. Zu besichtigen ist die Bastion der Seefestung Imperator Peter der Große.

Radarstation von Spithami

Die Radarstation Spitham befindet sich in der Gemeinde Lääne-Nigula im Landkreis Läänemaa an der Ostsee.

 

Die Errichtung der Radarstation Spitham begann um 1958, wahrscheinlich durch die Verlegung der Funkeinheit von der Insel Osmussaar. Bis zur Fertigstellung der Gebäude wurden Zelte als Wohnräume genutzt; die Offiziere waren auf Bauernhöfen untergebracht. Eine Kaserne, eine Kantine und technische Gebäude wurden fertiggestellt. Ein Dieselkraftwerk versorgte auch das Dorf mit Elektrizität. 1993 wurde die Einheit in die Oblast Leningrad in Russland verlegt.

 

Erhalten geblieben sind zwei große Radarhügel, ein Gefechtsstand, mehrere technische Bunker und Geräteschuppen, ein Hubschrauberlandeplatz, zwei Pillboxen und einige andere Gebäude sowie deren Überreste. Von den Gebäuden der nahen Militärsiedlung ist nur noch die zerfallende Kantine übrig.

Eisenbahn- und Fernmeldemuseum in Haapsalu

Das Museum befindet sich im Gebäude jenes Bahnhofs, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Endstation der Eisenbahnlinie im Seebad Haapsalu errichtet wurde.

 

Das Eisenbahn- und Fernmeldemuseum, das 1997 eröffnet wurde, beschreibt die Entwicklung des Eisenbahnwesens in Estland in fast anderthalb Jahrhunderten sowie die Wege und Methoden der Nachrichtenübertragung. Neben den längst in Rente gegangenen Dampfrössern trifft man hier auf einen freundlichen Stationsvorsteher und einen Skelettapparat und kann die Postagentur des Bahnhofs besuchen.

 

Im Außenbereich ist eine deutsche Dampflok aus dem Zweiten Weltkrieg ausgestellt.

Grenzschutzpunkt in Hullo

Die Grenzschutzeinheit befindet sich im Dorf Hullo auf der Insel Vormsi. Es handelt sich um die letzten Einheit auf Vormsi, deren Bau im Frühjahr 1985 abgeschlossen wurde. Aufgrund der für die Sowjetzeit typischen chaotischen Vorgehensweisen wurde es versehentlich nach einer eigentlich für den hohen Norden konzipierten Bauvorlage errichtet: Der größte Teil des Komplexes befindet sich unter einem gemeinsamen Dach. Der Bau der Absperrung wurde teilweise von Wehrpflichtigen durchgeführt, die auf ihre Entlassung warteten und deren Heranziehung zu derartigen Aufgaben seinerzeit gängige Praxis war. Das fertige Gebäude beherbergte die 17. Einheit des 106. Grenzschutztrupps der Roten Armee. Das Gebäude sollte allerdings nicht lange genutzt werden, denn Ende 1992 wurde es vom neuen unabhängigen estnischen Grenzschutz übernommen. Im Gebäude entstanden eine Basketballhalle und ein Kinosaal. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist, dass der Beobachtungsposten der Einheit auf der Spitze des Schornsteines des Heizhauses errichtet wurde und die Treppe dorthin um den Schornstein herumführt. Das Grundstück wurde 2008 vom Innenministerium, das später die Verwaltung des Grenzschutzes übernahm, an Privateigentümer verkauft, sodass heute ein Teil der ehemaligen Einheit ein Wohngebiet ist.

Freiheitskriegsdenkmal auf der Insel Vormsi

Das Denkmal besteht aus einem etwa 2,5 m hohen Granitstein mit einer polierten Vorderseite. Es befindet sich unter den Kiefern gegenüber dem westlichen Eingang des Friedhofs von Hullo. Das Freiheitskriegsdenkmal von Vormsi wurde 1929 eingeweiht; eine entsprechende Inschrift ist in den Stein gemeißelt. Es handelt sich um eine der wenigen Gedenkstätten für den Freiheitskrieg, die während der sowjetischen Besatzung nicht zerstört wurden. Das Denkmal wurde wahrscheinlich wegen des schwedischsprachigen Textes und des Fehlens der Jahreszahlen 1918-1920 verschont. Auf Schwedisch ist zu lesen: "Die Inselbewohner errichteten 1929 einen Stein für die Freiheitskämpfer". Das Denkmal hat einen Sockel aus Feldsteinen und ist von weiteren Steinen umgeben, die mit einer Eisenkette untereinander verbunden sind.

Denkmal zur Erinnerung an jene Menschen, die im Herbst 1944 über die Ostsee nach Schweden flohen

Die Gedenkstätte befindet sich auf der Landzunge von Puise, direkt an der Ostsee.

Im Jahr 1944 flohen fast 80.000 Menschen vor der einmarschierenden Roten Armee in den Westen, viele von ihnen auf dem Seeweg. Das Denkmal wurde von Aivar Simson zum Gedenken an diesen großen Exodus geschaffen. Die Idee stammte von Heidi Ivask, die einst selbst am Strand von Puise auf dem Arm ihrer Mutter zusammen mit Hunderten von anderen Flüchtlingen auf ein Boot wartete. Die Gedenkstätte wurde unter der Schirmherrschaft der Organisation "Eesti Memento Liit" errichtet.

Gebetshaus von Põgari

Das Gebetshaus von Põgari befindet sich im Dorf Põgari-Sassi am 1. Kilometerpunkt der Landstraße Tuuru-Puise. Am 18. September 1944, einen Tag nach Beginn des Rückzugs der deutschen Truppen, ernannte Jüri Uluots in seiner Funktion als amtierender Präsident die neue Regierung der Republik Estland. Diese beschloss, die Unabhängigkeit Estlands wiederherzustellen und im Krieg neutral zu bleiben. Mit der Ernennung der Regierung wurde auch de jure eine Situation geschaffen, in der die Rote Armee Estland nicht von der deutschen Besatzung "befreite", sondern einen unabhängigen Staat eroberte. Die letzte Sitzung der Regierung unter Otto Tief fand am 22.09.1944 im Gebetshaus der Baptisten von Põgari statt. Eine Gedenktafel, die 1999 von Ministerpräsident Mart Laar dort eingeweiht wurde, erinnert an diese historische Sitzung. Die Mitglieder der so genannten Tief-Regierung warteten im Gebetshaus von Põgari auf das Schnellboot, das für eine Evakuierung aus Schweden versprochen worden war. Das Schiff traf jedoch erst am 29. September ein, mit dem als einer der wenigen nur Staatssekretär Helmut Maandi fliehen konnte, der ein Exemplar des "Riigi Teataja" (dt. Staatsanzeiger, also das offizielle Gesetzblatt Estlands) mitnahm, das den historischen Fortbestand der Republik Estland dokumentierte.

Estnische Museumseisenbahn

Die Estnische Museumseisenbahn findet man auf dem Gelände einer ehemaligen Torffabrik im Dorf Lavassaare im Landkreis Pärnu, 17 km nordwestlich der Kreisstadt.

 

Sie ist das einzige Museum für Schmalspurbahnen in Estland. Zu seinen Exponaten gehört eine funktionstüchtige Dampflokomotive. Das Museum verfügt über mehr als 80 Fahrzeuge, darunter fünf Lokomotiven und eine Reihe von technischen Geräten, von denen die meisten im Außenbereich ausgestellt sind. In den Innenräumen der ehemaligen Verwaltung sind über 700 historische Fotos, Objekte und Dokumente zum Thema der estnischen Schmalspurbahnen ausgestellt.

 

Die Schmalspurbahnen wurden im 19. und 20. Jahrhundert gebaut, um das produzierende Gewerbe in den zu Russland gehörenden Gouvernements Estland und Livland zu fördern.

Denkmal zur Erinnerung an die Ausrufung der estnischen Unabhängigkeit

Das Granitdenkmal befindet sich im Zentrum von Pärnu auf dem Unabhängigkeitsplatz. Es wurde 2008 in der Nähe des ehemaligen Endla-Theaters enthüllt; seine Autoren sind Kaarel Eelma, Mart Aas und Mikk Mutso.

 

Am 23. Februar 2018 erfolgte die erste öffentliche Verlesung des Unabhängigkeitstextes "Manifest an alle Völker Estlands" vom Balkon des Endla-Theaters in Pärnu. Das Unabhängigkeitsmanifest wurde am Tag darauf in Tallinn veröffentlicht, woraufhin die unabhängige Republik Estland ausgerufen wurde. Die Staatsgewalt ging damit in die Hände gewählter Organe über (zunächst des Komitees zur Rettung Estlands, später dann der Provisorischen Regierung). Der 24. Februar 1918 gilt als die Geburtsstunde der Republik Estland.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Endla-Theater schwer beschädigt und später gesprengt.

 

Das Denkmal stellt den Balkon des historischen Endla-Theaters in seiner ursprünglichen Größe dar. Der Text des Manifests wurde zugleich in alter und moderner Schrift sowie in Blindenschrift in die Wand des Balkongebäudes eingraviert.

Saulkrasti Fahrradmuseum

Das Fahrradmuseum befindet sich an der Fernstraße A1 in Saulkrasti, in der Nähe der Weißen Düne unweit der Bahnstation Pabaži. Ausgestellt sind einige der technisch interessantesten in Lettland vorhandenen Exemplare aus der Entwicklungsgeschichte des Fahrrades. Es handelt sich um die größte Fahrradsammlung im Baltikum mit rund 60 in Lettland hergestellten und genutzten Rädern, darunter auch Militärfahrräder. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man die Verfügbarkeit und die Vorteile von Fahrrädern in hohem Maße auch für das Militär zu nutzen. Es wurden eigens schnell bewegliche radfahrende Einheiten zusammengestellt. Radfahrertruppen konnten den Gegner rascher auskundschaften, Überraschungsangriffe ausführen und in einem weiträumigen Territorium schneller operieren als die Infanterie. Nach dem Ersten Weltkrieg verfügte die lettische Armee auch über Radfahrereinheiten mit Rädern aus lettischer Produktion. Angehörige der Radfahrereinheiten hatten strenge Anforderungen zu erfüllen. Die Männer mussten belastbar sein, über ein gutes Seh- und Hörvermögen sowie über ein gesundes Herz und eine gesunde Lunge verfügen. Das minimale Körpergewicht lag bei 80 kg, die geforderte Körpergröße bei 165-180 cm. Die Anforderungen der lettischen Armee sahen vor, dass ein gut ausgebildeter Radfahrer 80 bis 100 km am Tag und im Eiltempo bis zu 150 km zurückzulegen hatte. Im Winter, wenn die Fahrräder nicht benutzt werden konnten, kamen Skier zum Einsatz. Ein Radfahrer musste in der Lage sein, 50-60 km pro Tag auf Skiern zurückzulegen. Viele Militär-Radfahrer wurden Profisportler.

Frühere sowjetische Garnison in Mežgarciems

Eine Garnisonssiedlung der früheren sowjetischen Armee befindet sich in Mežgarciems im Landkreis Ādaži unweit der Landstraße P1. Auf dem einstigen Gelände der Luftabwehrtruppen der Sowjetarmee, das auch über einen Ausbildungsstützpunkt der Streitkräfte verfügte, sind heute Informationstafeln aufgestellt. Besucher können das Gelände des ehemaligen Armeestützpunktes erkunden. Auf Landkarten aus der sowjetischen Besatzungszeit sucht man Mežgarciems vergeblich. Nichts deutete auf ein für sowjetische Militärangehörige errichtetes Garnisonsstädtchen und den Luftabwehrstützpunkt hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg setze eine rasche und umfangreiche Bautätigkeit zur Unterbringung der in Lettland stationierten sowjetischen Truppenteile ein. Die Militärstützpunkte dieser ausländischen Armee waren wie ein Staat im Staat. In fast allen Regionen Lettlands waren Truppenteile stationiert. Einen besonders privilegierten Teil der Gesellschaft bildeten pensionierte sowjetische Militärangehörige und deren Familien. Sie mussten bevorzugt mit Wohnraum versorgt werden. Viele ehemalige Offiziere wählten lettische Städte als Alterswohnsitz, weil hier der Lebensstandard höher war als andernorts in der Sowjetunion. Die Präsenz der sowjetischen Armee in Lettland und die gleichgültige Haltung des Regimes gegenüber Lettland und seiner einheimischen Bevölkerung manifestierte sich am deutlichsten in kriminellen Machenschaften, imperialem Gehabe und Rücksichtslosigkeit von Militärangehörigen. Der sorgfältig gepflegte Mythos vom „glücklichen Leben in Sowjetlettland“ und der „Sowjetarmee als Befreier“ war in Wirklichkeit wie ein „Leben auf dem Pulverfass“.

Küstenverteidigungsanlagen von Mangaļsala (dt. Magnusholm)

Die Küstenverteidigungsanlagen liegen auf Riga-Mangaļsala (dt. Magnusholm) unweit der Mündung der Daugava in die Ostsee. Auf der gegenüberliegenden Seite der Flussmündung liegt Daugavgrīva. Hier sind Befestigungsanlagen zu sehen, die in unterschiedlichen Zeiten und von verschiedenen Armeen errichtet wurden – der kaiserlich-russischen, der lettischen, der deutschen und der sowjetischen. Die Befestigungen von Mangaļsala sollten die Stadt Riga vor Angriffen von See her schützen. Das Territorium behielt lange seine strategische Bedeutung. Nach dem Ersten Weltkrieg verfügte die lettische Armee noch nicht über eine ausreichend starke Marine. Die Seegrenze war lang und die Verteidigung der Küsten nicht einfach. Die lettische Armee übernahm die von der kaiserlich-russischen Armee Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Küstenverteidigungsanlagen und baute sie aus. Der Küstenartillerie von Daugavgrīva und Mangaļsala kam die Aufgabe zu, Versuche feindlicher Schiffe in die Mündung der Daugava einzulaufen durch Beschuss abzuwehren. Vorposten der Küstenverteidigung in Lielupe (Jūrmala) und an der Mündung der Gauja in die Ostsee bei Carnikava sollten feindliche Landemanöver an der Küste verhindern. Darüber hinaus stand ein speziell ausgerüsteter Panzerzug zur Küstenverteidigung bereit, der bewegliche Artillerieunterstützung leisten und Verstärkung je nach Bedarf in Richtung Saulkrasti oder Jūrmala bringen sollte. Der Zweck der Befestigung strategischer Standorte bestand darin, die Effektivität der Waffensysteme durch geeignete Verteidigungsbauten und Geländevorteile zu verstärken. Die Küstenverteidigungsanlagen wurden großräumig angelegt, um im Kriegsfalle die Möglichkeiten des Gegners gering zu halten. 

Ausstellung zur Geschichte des KGB in Lettland im sog, “Eckhaus”

Das Gebäude der ehemaligen „Tscheka“ – des Staatssicherheitskomitees der UdSSR (später KGB) – in Riga ist heute öffentlich zugänglich. Hier wurden lettische Bürger von im Volksmund so genannten Tschekisten festgehalten, verhört und umgebracht, weil sie das Besatzungsregime als Gegner betrachtete. In dem Gebäude ist heute eine Ausstellung des Lettischen Okkupationsmuseums über die Aktivitäten des KGB in Lettland untergebracht. Es werden Führungen durch Zellen, Gänge, Keller und den Innenhof angeboten. Das Haus wurde 1911 erbaut und zählt zu den schönsten Bauten in Riga. Im Volksmund als „Eckhaus“ bekannt, wurde es zum schrecklichen Symbol des sowjetischen Besatzungsregimes in Lettland - eine der Stützen der Sowjetmacht. Die Tscheka nutzte das „Eckhaus“ während der sowjetischen Besatzung 1940/41 und dann erneut von 1945 bis 1991. Zehntausende Einwohner Lettlands waren von politischer Verfolgung direkt betroffen. Das harte Vorgehen gegen Gegner der sowjetischen Herrschaft wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Nach Stalins Tod änderten sich die Methoden des KGB unwesentlich. An die Stelle von physischer Folter trat nun Psychoterror. Die Mehrheit der Tscheka-Agenten bestand aus ethnischen Letten (52 %). Russen bildeten mit 23,7 % die zweitgrößte Gruppe. 60,3 % der Mitarbeiter gehörten nicht der Kommunistischen Partei an, 26,9 % verfügten über einen Hochschulabschluss. Das System war darauf ausgerichtet, die lokale Bevölkerung einzubinden und so die Kontrolle über die Gesellschaft zu erlangen. Die Korrespondenz und die Akten der KGB-Mitarbeiter befinden sich heute in Russland. Sie sind für lettische Behörden und Historikern nicht zugänglich.

Lettisches Okkupationsmuseum

Die Museumsausstellung beleuchtet die Geschichte Lettlands von 1940 bis 1991, also die nationalsozialistische und die sowjetische Besatzungszeit.  

Das „Haus der Zukunft“ ist ein Projekt des renommierten lettisch-amerikanischen Architekten Gunārs Birkerts zur Renovierung und Erweiterung des lettischen Okkupationsmuseums sowie zur Schaffung einer neuen Ausstellung. Die Ausstellung „Die Geschichte des KGB in Lettland“ befindet sich im sog. Eckhaus, dem ehemaligen Gebäude des Staatssicherheitskomitees der UdSSR (KGB). Das Lettische Okkupationsmuseum wurde 1993 gegründet. 

Es erinnert an die lange verdrängte Geschichte Lettlands: den Staat, sein Volk und das Land unter zwei totalitären Mächten von 1940 bis 1991. 

2020 umfasste der Museumsfundus mehr als 70000 Objekte (Dokumente, Fotos, schriftliche, mündliche und materielle Zeitzeugnisse, Gegenstände und Erinnerungsstücke). Museumsmitarbeiter haben mehr als 2400 Videozeugnisse aufgezeichnet – eine der größten Sammlungen zum Phänomen Besatzung in Europa. Die Ereignisse, die über die Menschen in Lettland, Litauen und Estland hereinbrachen, sind ein lebendiges Zeugnis für die Erfahrungen der Völker zwischen zwei totalitären Regimen.

 

Lettisches Kriegsmuseum

Das Lettische Kriegsmuseum befindet sich in der Altstadt von Riga, in der Nähe des Freiheitsdenkmals. Es ist im Pulverturm untergebracht, einem alten Verteidigungsbau. In insgesamt 11 Ausstellungen präsentiert das Museum Waffen, Dokumente, Uniformen, Auszeichnungen und andere Gegenstände, die mit dem Krieg- oder Soldatenalltag zu tun haben. Das Lettische Kriegsmuseum ist eines der ältesten Museen Lettlands. Seine Anfänge gehen auf den Ersten Weltkrieg zurück. Die Basis der Museumssammlungen bilden auf den Schlachtfeldern gefundene zum Teil persönliche Gegenstände von Soldaten. Nach der Gründung des lettischen Staates ging es darum, eine Ausstellung über die Militärgeschichte Lettlands sowie über die aktive Rolle der Staatsbürger bei der Verteidigung ihres Landes zu schaffen. 1937 wurde das Museum durch einen Anbau vergrößert und zählte technisch gesehen damals zu den modernsten Museen in Europa. Der Pulverturm ist einer der Türme der früheren Rigaer Stadtbefestigung. 1330 wurde er als „Sandturm” erwähnt. Bei der Belagerung Rigas durch schwedische Truppen 1621 wurde der Turm zerstört. 1650 wurde ein neuer Turm zur Lagerung von Schießpulver und Waffen gebaut. Nach dem Abriss der Stadtmauer mit ihren Türmen bildet der Pulverturm heute eines der wertvollsten Zeugnisse des städtischen Verteidigungssystems.

Museum der Barrikaden von 1991

Das Museum liegt in der Rigaer Altstadt in der Nähe des Domes. Mit seiner Gründung 2001 sollten die Zeitzeugnisse der Ereignisse von 1991 in Lettland bewahrt werden. Auch eine virtuelle Museumstour ist verfügbar. Im Januar 1991 schossen sowjetische Armeeangehörige in Litauen auf Menschen, die sich am Fernsehturm in Vilnius versammelt hatten und fuhren mit Panzern in die Menschenmenge. In Riga versammelten sich daraufhin aus Solidarität mit den Litauern rund 500 000 Menschen, auch um ihre Bereitschaft zu bekunden, den eingeschlagenen Weg der staatlichen Unabhängigkeit Lettlands fortzusetzen. Um Ähnliches in Lettland zu verhindern, begannen die Menschen, in den engen Straßen der Rigaer Altstadt Barrikaden zu errichten, um mögliche Übergriffe der Sowjetarmee zu verhindern. Darüber hinaus wurden nicht nur in Riga, sondern auch andernorts in Lettland an verschiedenen strategisch wichtigen Punkten Barrikaden errichtet. Rund 50 000 Menschen aus ganz Lettland nahmen an den Barrikadentagen teil. Die Barrikadenereignisse mündeten in einer Volksbewegung, die wesentlich zur Wiederherstellung der lettischen Staatlichkeit beitrug. Sie wurden zu einem leuchtenden Beispiel für gewaltlosen Widerstand. 

Mahnmal für die Opfer des kommunistischen Terrors in Riga-Torņakalns

Das Mahnmal befindet sich am Rigaer Vorstadtbahnhof Torņakalns. Es erinnert an die im Juni 1941 deportierten Einwohner Lettlands. Ursprünglich sollte das Denkmal auf der Esplanade im Rigaer Zentrum errichtet werden, doch später entschied man sich für den Bahnhof Torņakalns als Standort. Das Mahnmal besteht aus fünf zerbrochenen Steinfiguren, die „die zerstörten Familienzweige und die drei deportierten Generationen“ symbolisieren. Das vom Bildhauer Pauls Jaunzems und dem Architekten Juris Poga geschaffene Denkmal wurde am 14. Juni 2001 von der lettischen Staatspräsidentin Vaira Vīķe-Freiberga enthüllt. Ein Güterwaggon neben dem Bahnhofsgebäude sowie ein Denkmal erinnern an die von hier aus in die Sowjetunion deportierten Einwohner Lettlands. Ein grober 1,2 m hoher Naturstein trägt die Aufschrift „1941“. Das Denkmal daneben wurde vom Bildhauer Ojārs Feldbergs geschaffen.

Museum des Rigaer Ghettos und des Holocausts in Lettland

Das Rigaer Ghetto- und lettische Holocaust-Museum befindet sich in der Nähe des Rigaer Zentralmarktes und des Hauptbahnhofes. Das Museum wurde 2010 im einstigen Speicherviertel eröffnet. Es liegt unweit der Grenze zum ehemaligen jüdischen Ghetto in einem historischen Stadtteil. Das einstige Ghettoterritorium ist eine Ausnahmeerscheinung, da es sich seit dem Zweiten Weltkrieg architektonisch kaum verändert hat. Es ist wie ein Mahnmal für die Tragödie des jüdischen Volkes. Bis Ende 1939 drängten deutsche Diplomaten und Politiker die lettische Regierung zu Maßnahmen gegen Juden, um deren Freiheiten einzuschränken. Seit der Umsiedlung der Deutschbalten 1939 war die deutsche Gesandtschaft weniger über die Stimmung in der Bevölkerung und die Lage in Lettland in der sog. Judenfrage im Bilde. Mit dem Einrücken der Roten Armee in Lettland und der damit einhergehenden Manipulation der Öffentlichkeit unterstützte ein erheblicher Teil der jüdischen Einwohner die sowjetische Besatzungsmacht. Angesichts des harten Vorgehens des Regimes gegen die Gesellschaft als Ganzes ging die Unterstützung bald deutlich zurück. In der Bevölkerung hatte sich jedoch eine tiefe Kluft gebildet, die später vom deutschen Besatzungsregime ausgenutzt wurde. Die neue Besatzungsmacht hatte vergeblich auf ausbrechende Pogrome und Schikanen gegen jüdische Einwohner gesetzt. Die deutschen Pläne wurden dahingehend geändert, dass zunächst Ghettos für Juden gebildet, dann aber ihre Bewohner umgebracht wurden.

Luftfahrtmuseum Riga

Das Rigaer Luftfahrtmuseum befindet sich im Dorf Skulte in der Gemeinde Mārupe auf dem Gelände des Flughafens Riga, direkt neben einem Flugzeugbeobachtungshügel. Das Museum entstand 1997 als Touristenattraktion ganz auf Privatinitiative. Die Exponate wurden in mehr als 50 Jahren zusammengetragen. Die Flugobjekte und -ausrüstungen stammen aus Lettland, Russland, Polen, der Ukraine, der Tschechischen Republik und den USA. Es handelt sich um eine der größten und wertvollsten Sammlungen in Europa. Die Idee eines lettischen Luftfahrtmuseums hat eine mindestens 80 Jahre lange Vorgeschichte. Die Geschichte der lettischen Luftfahrt reicht in die Zeit zurück als die ersten Flugzeuge entwickelt wurden. Aus Lettland stammende Flieger waren an zahlreichen Weltrekorden beteiligt. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem lettischen Unabhängigkeitskrieg baute die lettische Armee eine Luftwaffe auf, und bald bestand das Bedürfnis, die Zeugnisse der Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. In den 1930er Jahren ergab sich Gelegenheit, den Aufbau eines Museums in Angriff zu nehmen. Besonders wertvolle historische Objekte waren für die Ausstellung vorgesehen. Der Zweite Weltkrieg machte das Vorhaben zunichte und die Kollektion ging verloren. Heute sind rund 40 zumeist in der Sowjetunion gebaute Flugzeuge zu sehen. Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in die Geschichte der sowjetischen Luftfahrt.

Denkmal an den Einsatzorten der Finnischen Jäger

Das Denkmal befindet sich in der Nähe der Landstraße Sloka-Talsi im Landkreis Tukums, zwischen den Dörfern Ragaciems und Klapkalnciems, inmitten der küstennahen Dünen an der Rigaer Bucht. Der Gedenkstein wurde 1997 an dieser Stelle errichtet, etwa dort, wo während des Ersten Weltkrieges die Stellungen der Finnischen Jäger lagen. Die Finnischen Jäger bildeten im Ersten Weltkrieg eine eigenständige Militäreinheit innerhalb der deutschen Armee. Sie bestand mehrheitlich aus national eingestellten Freiwilligen, die aus dem zu Russland gehörenden Territorium Finnlands stammten. Die Einheit wurde im Geheimen als 27. Königlich-Preußisches Reservebataillon der deutschen Armee aufgebaut. Jäger bildeten in den deutschen Streitkräften traditionell eine Elitetruppe.

Bei der Ausbildung wurde auf hohe Mobilität und Kampffähigkeit der Einheiten sowie auf gut entwickelte und vielseitige Fertigkeiten der Soldaten Wert gelegt. Die Soldaten kämpften für die Unabhängigkeit Finnlands von Russland. Die Einheit bestand aus fast 2 000 Mann, die auf dem Gebiet des heutigen Lettland zum Einsatz kam. Die finnischen Jäger leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des finnischen Staates und seiner Streitkräfte. Heute liegen die Schützengräben in einem wunderschönen Küstenwald direkt am Meer. Das Denkmal besteht aus einem finnischen Granitstein, der aus den Befestigungsanlagen der finnischen Mannerheim-Linie stammt. Diese wurde während des Sowjetisch-Finnischen Winterkrieges 1939/40 zur Verteidigung Finnlands errichtet.

 

Leuchtturm Mērsrags und Stützpunkt des Küstengrenzschutzes

Der Leuchtturm von Mērsrags befindet sich in Mērsrags, etwa 1 km nördlich des Ortskerns. Er wurde 1875 in Betrieb genommen. Die Höhe des Leuchtfeuers beträgt 21,3 m. Es handelt sich um eine 18,5 m hohe freistehende, zylindrische, genietete Metallkonstruktion, deren Unterteil mit Stahlbetonpfeilern verstärkt ist. Am oberen Teil befindet sich ein metallener auf Träger gestützter rundum begehbarer Balkon. Der Turm wurde in der Fabrik von Sotera, Lemonnier & Co in Paris gebaut, weshalb er auch „die Französin“ genannt wird. Ende 1944 war eine Batterie der 1003. Heeres-Küstenartillerie-Abteilung der Wehrmacht mit 60-cm-Scheinwerfern am Leuchtturm stationiert. Im Mai 1945 plante die nationalsozialistische deutsche Führung, die lettische 15. Waffen-Grenadier-Division der SS in das Gebiet zu verlegen, doch die lettischen Soldaten hatten sich bereits den Westalliierten ergeben. Am Leuchtturm von Mērsrags sind die Überreste eines Bauwerks erhalten, das während der Sowjetzeit einen großen, schwenkbaren Scheinwerfer trug, mit dem der sowjetische Grenzschutz auf das Meer hinausleuchten konnte. Am Leuchtturm gibt es einen Turm zur Vogelbeobachtung. Besuche sind nach vorheriger Anmeldung möglich, anzufragen bei der Touristeninformation Mērsrags.

Nachgebauter deutscher Unterstand auf dem Campingplatz Melnsils

Der Campingplatz Melnsils liegt 10 km von Kolka entfernt direkt am Meer. Hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten, die hölzernen Unterständen der deutschen Wehrmacht nachempfunden sind – befand sich doch hier im Zweiten Weltkrieg ein deutscher Grenzsicherungsposten mit Feldlagerplatz. Die Soldaten bauten sich ihre Unterstände aus Materialien, die sie in den Dünen fanden. Noch heute erstrecken sich Reste von Schützengräben parallel zur Strandlinie. „Bunker Nr. 13“ bietet die größere Unterkunftsmöglichkeit mit 3 Doppelstockbetten. Der „Kleine Unterstand“ ist mit 2 Etagenbetten ausgestattet. Der Campingplatz in Melnsils ist für Aktivurlaub und Sportveranstaltungen für bis zu 300 Personen ausgelegt. Ganz in der Nähe liegen das Naturschutzgebiet Slītere, Steilküstenabschnitte und Waldwanderwege. In der Umgebung sind darüber hinaus Natur-Radwege markiert. Am Strand gibt es Platz für Zelte und Lagerfeuer sowie bewohnbare Holzfässer für 2-4 Personen zum Übernachten mit Meerblick. Direkt am Strand steht eine Sauna.

Grenzwachturm in Mazirbe

Zur ehemaligen Marineschule Mazirbe gehörte ein Stützpunkt des sowjetischen Grenzschutzes mit einem bis heute gut erhaltenen Wachturm. Ein weiterer Beobachtungsturm befindet sich direkt am Strand in der Nähe des Parkplatzes. Die Türme sind Relikte aus der Zeit der sowjetischen Besatzung, als Mazirbe zum grenznahen Sperrgebiet gehörte. Zivilisten durften damals nur bestimmte Strandabschnitte betreten und dies auch nur tagsüber. Der ehemalige Wachturm des Grenzschutzes ist einer der besterhaltenen in Lettland. Betreten auf eigene Gefahr!

Internationales Zentrum für Radioastronomie

Das internationale Zentrum für Radioastronomie Ventspils – bekannt auch unter der Kurzbezeichnung Radioteleskop Irbene liegt im ehemaligen sowjetischen Garnisonsstädtchen in Irbene. Die Weltraumaufklärungsstation „Sternchen“ wurde seinerzeit als militärische Einheit Nr. 51429 betrieben. Die Anlage umfasste eine Gesamtfläche von 200 ha. Erst 1993 wurde das Objekt der Öffentlichkeit bekannt. Ursprünglich befanden sich hier drei Antennen, die von Militärangehörigen zum Abhören von Telefongesprächen im „feindlichen Westen“ genutzt wurden. Heute liegt in Irbene das achtgrößte Radioastronomiezentrum der Welt. Es verfügt über eine 32 m hohe drehbare Parabolantenne RT-32 – die größte in Nordeuropa und die achtgrößte der Welt, sowie eine zweite 16 m hohe Antenne RTs-16. Erforscht werden von hier aus Weltraumsignale – die am weitesten entfernten kommen bis vom Sternbild des Schwans. Zur Führung gehört ein Spaziergang auf dem ehemaligen Armeegelände in Irbene, die Besichtigung des unterirdischen Tunnels und des Gedenkraumes für den Raketenkonstrukteur Friedrich Zander im Gebäude „Kristāls“.

Leuchtturm und Küstengrenzschutzstation Oviši

Der Leuchtturm von Oviši befindet sich in Oviši in der Gemeinde Tārgale an der kurländischen Küste und ist der älteste Leuchtturm in Lettland. Er wurde 1814 errichtet und ist 37 m hoch. Der Turm bildet eine Doppelzylinderkonstruktion, bestehend aus zwei Türmen in einem: der äußere hat einen Durchmesser von 11,5 m, während der gemauerte Turm im Innern einen Durchmesser von 3,5 m aufweist. Solche im 18.-19. Jahrhundert in Europa weit verbreiteten Doppelzylinder-Leuchttürme hatten auch Verteidigungsfunktion. Das Museum im Leuchtturm von Oviši birgt die wohl umfangreichste Sammlung an Leuchtturmausrüstungen und nautischen Exponaten unter allen Leuchtturm-Museen Lettlands. Bei klarer Sicht ist von hier aus der Leuchtturm der sogenannten Irbenstraße zu sehen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag in der Nähe des Leuchtturmes von Oviši das Hauptquartier des Bataillons Beminger und die 4. Batterie der Marine-Artillerie-Abteilung 530 der Wehrmacht mit mehreren Flakgeschützen. Möglicherweise befanden sich am Fuße des Leuchtturms Funkortungs- und Infrarotempfangsstationen (Donaugerät). In der Nähe des Leuchtturms lag später ein Stützpunkt des sowjetischen Grenzschutzes. Die Gebäude sind aber nicht erhalten. Unweit des Leuchtturms steht noch immer das Bahnhofsgebäude von Oviši.  

Schmalspur-Dampflok „Mazbānītis“ im Küstenfreilichtmuseum Ventspils

Die zum Küstenfreilichtmuseum Ventspils gehörende Schmalspurbahn, auch „Mazbānītis“ genannt, bietet Fahrten auf zwei Fahrstrecken: auf der 1,4 km langen Ringbahn und der 3 km langen Hügeltour. Die als Kleinbahn bezeichneten Züge, die auf 600 mm Schmalspurgleisen fahren, beförderten von 1916 bis 1963 Personen und Güter. Es handelt sich um ein militärhistorisches Erbe aus dem Ersten Weltkrieg, das seinerzeit eine wichtige Rolle für den kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung Nordkurlands spielte, indem es Wohnsiedlungen und Arbeitsplätze miteinander verband.

Der Bau von Eisenbahnen mit 600 mm Spurweite wurde im Ersten Weltkrieg forciert, als die deutsche Armee 1916 mit dem Bau einer Reihe von sog. Heeresfeldbahnen in den eroberten Gebieten im heutigen Lettland begann. Solche Kleinbahnen konnten schnell aufgebaut, aber auch schnell wieder abgebaut und an neue Frontlinien verlegt werden. Die lettischen Schmalspurbahnen waren auch während des Zweiten Weltkriegs durchgehend in Betrieb. Fast 60 Jahre lang war die Schmalspurbahn sommers wie winters das einzige zuverlässige Transportmittel für Personen sowie land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse vom Lande in die größeren Städte.

Turm zur Ausrichtung des Artilleriefeuers der 46. Küstenbatterie Ventspils

Der hergerichtete Turm zur Ausrichtung des Artilleriefeuers der 46. Küstenbatterie Ventspils liegt an der Saulrieta iela und ist heute als Aussichtsturm öffentlich zugänglich. Der Turm mit seinen danebenliegenden vier Geschützstellungen ist die einzige so gut erhaltene Küstenbatterie aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Lettland. Besucher gelangen über eine Treppe im Turm zu einer offenen Aussichtsplattform mit Blick aufs Meer. Die neben dem Turm aufgestellte Schautafel enthält neben anderen Informationen einen QR-Code, über den eine Animation über die Geschichte des Ortes abrufbar ist. Am Turm sind eine neue Straße und ein großer Parkplatz angelegt worden. Holzstege führen in das hier anschließende Naturschutzgebiet.

Dieses Militärobjekt entstand 1939 im Rahmen des Aufbaus sowjetischer Militärstützpunkte in Lettland. Die 46. Küstenbatterie verfügte unter anderem über vier B-13 Küstenartilleriestellungen. Ihre Feuertaufe kam, als am 24. Juni 1941 deutsche Torpedoboote den Hafen von Ventspils angriffen. Sie konnten durch Gegenfeuer der Batterie von diesem Küstenabschnitt vertrieben werden. Am 28. Juni sprengte die sowjetische Armee selbst dien Küstenartilleriegeschütze und flieh.  

Leuchtturm Užava

Der Leuchtturm von Užava liegt in einem unbewohnten Gebiet etwa 3 km vom Dorf Užava entfernt auf einer 28 m hohen Sanddüne. Er wurde 1879 errichtet.

1910 baute man eine Spundwand aus 7-8 cm dicken Holzbohlen und einer frontalen Steinaufschüttung, da die Ostseewellen allmählich den Dünengrund abzutragen drohten. Im Ersten Weltkrieg wurde der Leuchtturm schwer in Mitleidenschaft gezogen: der obere zylinderförmige Teil wurde vernichtet. Auch Nebengebäude wurden durch Artilleriebeschuss zerstört. Erhalten blieb nur der achteckige Unterbau des Leuchtturms, auf dessen Grundlage 1925 der neue Leuchtturm von Užava fertiggestellt werden konnte. Äußerlich war der neue Turm dem alten nachempfunden. Solange der Turm besteht, finden immer wieder Befestigungsarbeiten der angrenzenden Küstenabschnitte statt. Der Turm ist 19 m hoch und liegt 44 m über dem Meeresspiegel. Sein Licht ist 15 Seemeilen weit sichtbar.   

Wachturm des sowjetischen Grenzschutzes – heute Aussichtsturm Pāvilosta

Der Wachturm des sowjetischen Grenzschutzes liegt an der südlichen Mole von Pāvilosta. Der ehemalige Beobachtungsturm des sowjetischen Grenzschutzes, der seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr genutzt wird, verfügt heute über eine Aussichtsplattform mit einem um 360 Grad drehbaren Fernrohr. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick auf das Meer und die Schiffe. Auch lassen sich von hier aus gut Vögel beobachten. Der Turm ist nur im Sommer und nur bei Tageslicht geöffnet. Das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr, insbesondere in Anbetracht der steilen Treppe. Der Turm und seine Umgebung sind videoüberwacht. Im Winter ist er nicht zugänglich.

Dauerausstellung des Heimatmuseums Pāvilosta

Das Heimatmuseum von Pāvilosta zeigt die Ausstellung „Pāvilosta – Leben im Sperrgebiet“. Sie informiert über die Gebietsverwaltung, das grenznahe Sperrgebiet, die Fischereikolchose, Kultur und Alltagsleben in den Jahren der sowjetischen Besatzung. Darüber hinaus wurde eine an Emotionen reiche zweisprachige interaktive digitale Ausstellung sowie eine audiovisuelle Installation mit einem Film über Pāvilosta zusammengestellt. Eine neue Ausstellung läuft unter dem Namen „Goldene Sandkörner von Pāvilosta“. Die digitale Ausstellung informiert über die Geschichte und die Entstehung von Pāvilosta sowie die wichtigsten Ereignisse von 1918 bis heute. Dem militärhistorischen Erbe widmet sich der Ausstellungsteil über die lettischen Freiheitskämpfer des Unabhängigkeitskrieges und die Zeit der sowjetischen Besatzung.

Leuchtturm Akmensrags und Schicksal von "Saratov"

Der Leuchtturm gehört zur Gemeinde Saka und liegt etwa 10 km südwestlich von Pāvilosta. Er ist über eine Wendeltreppe zu erreichen und bietet einen Rundblick auf das Meer und die umliegenden Wälder. Der heutige 37 m hohe Leuchtturm wurde 1921 errichtet, nachdem der Vorgängerbau im Ersten Weltkrieg zerstört wurde.

Der Leuchtturm von Akmenrags ragt in seiner Bedeutung über alle anderen Leuchttürme Lettlands hinaus – steht er doch an einer der gefährlichsten Stellen für die Schifffahrt an der gesamten Ostseeküste. Sein Leuchtfeuer markiert eine etwa zwei Seemeilen bzw. 3,7 km lange steinige Sandbank, die sich in nordwestlicher Richtung im Meer erstreckt. Die Wassertiefe beträgt hier nur etwas mehr als zwei Meter. Der Leuchtturm steht an seiner ursprünglichen Stelle, aber die Küstenlinie hat sich ihm bis heute immer mehr angenähert. Obwohl hier seit 1879 ein Leuchtfeuer die Schifffahrt warnt, hat Akmensrags schon mehrere Schiffsunglücke erlebt. Das meiste Aufsehen erregte im September 1923 das Aufsetzen des lettischen Dampfers „Saratow“ auf die Sandbank. 1919 während des lettischen Unabhängigkeitskrieges hatte die Provisorische Regierung Lettlands kurzzeitig Zuflucht auf eben diesem Dampfer gesucht. In Akmensrags lag früher eine Einheit der sowjetischen Grenztruppen. Gebäude aus jener Zeit sind noch heute vorhanden.   

Holocaust-Gedenkstätte Liepāja

Unweit von Liepāja in den Dünen von Šķēde befindet sich die größte Holocaust-Gedenkstätte Lettlands. Das Denkmal ist den mehr als 3000 jüdischen Einwohnern der Region Liepāja gewidmet, die während des Zweiten Weltkriegs hier ermordet wurden. Die Anlage hat die Form einer Menora, des siebenarmigen Leuchters – eines der nationalen Symbole Israels. Die Umrisse der Gedenkanlage, die aus Bruchsteinen und Granitblöcken besteht, ist aus der Vogelperspektive am besten erkennbar. Die Lichter der Menora bestehen aus Granitsäulen, in die Verse aus den Klageliedern Jeremias auf Hebräisch, Englisch, Lettisch und Russisch eingemeißelt sind.

Nordfestung Liepaja und Batterie Nr. 1 in Karosta

The Northern Forts are the best known and visually most impressive part of the Liepāja Fortress. Built by the Russian tsarist army in the late 19th century, their historical name is Fortress Battery No 1.

In November 1908, less than 10 years after its construction, the Liepāja Fortress ceased to operate, because its construction was acknowledged as a strategic mistake. Some of the cannons were dismantled and taken to the Kaunas Fortress in Lithuania, while others were remelted. Fortification structures were detonated twice in an attempt to destroy the fortifications. Elements surviving to the present day include artillery batteries not fully destroyed in the explosions and underground structures. Just like the Karosta, the Northern Forts were a closed military territory during the Soviet occupation. Visitors to the Northern Forts should be very careful. As in other places on the Latvian coast, the steep shore of the Baltic Sea in the Karosta is dangerous due to potential coastal landslides. Therefore, it is not allowed to walk under the ruins of the forts. 

Kriegshafengefängnis

Das Gefängnis des ehemaligen Kriegshafens Liepāja ist das wohl einzige Militärgefängnis in Europa, das öffentlich zugänglich ist. Das Gebäude wurde um 1900 ursprünglich als Krankenstation errichtet, aber nie als solche genutzt. Vielmehr wurde es zum Absitzen kürzerer Disziplinarstrafen umgebaut und diente diesem Zweck bis 1997.

Auch mit dem Wechsel der jeweiligen Machthaber blieb der Zweck der Anstalt unverändert: eingesperrt waren hier sowohl Revolutionäre, Matrosen und Unteroffiziere der russisch-kaiserlichen Armee, deutsche Deserteure, als solche betitelte „Volksfeinde“ unter Stalin, als auch Soldaten der Sowjetarmee und der lettischen Armee. Heute werden Führungen durch das Gefängnis von Karosta angeboten. Dabei wird die Haftanstalt mit seinen Zellen und dem Arrestbunker gezeigt, Geschichte und Geschichten aus dem interessanten und zuweilen gespenstischen Gefängnisalltag erzählt. Für Freunde des Adrenalins gibt es das Reality-Spiel „Hinter Gittern“ oder man kann versuchen, aus einem Arrestbunker auszubrechen. Ganz Unerschrockene können auch in einer Gefängniszelle übernachten. Das Gefängnisgebäude von Karosta beherbergt auch das Besucherzentrum des Stadtteils Liepāja-Karosta. Es gibt eine sowjetische Speisekantine und einen Souvenierladen. Führungen im gesamten Stadtteil Karosta werden hier angeboten.

Karosta, der Militärhafen von Liepāja (die Tour)

Karosta ist das größte historische Militärgebiet im Baltikum und nimmt heute fast ein Drittel des gesamten Stadtgebiets von Liepāja ein. Der ehemalige Kriegshafen ist ein einzigartiger Militär- und Festungsanlagenkomplex an der Ostseeküste, der historisch und architektonisch nicht nur für Lettland außergewöhnlich ist. Zum militärhistorischen Erbe in Karosta gehören die Nordmole, die Nordforts, der Redan-Vorposten, das Gefängnis und der Wasserturm des Kriegshafens, die orthodoxe St. Nikolaus-Marine-Kathedrale sowie die Oskars-Kalpaks-Brücke.