Das Leben während des Zweiten Weltkriegs auf der Kegums-Seite

Erinnerungen an die längst vergangene königliche Ära blitzten auf. Die ältere Generation würde sich an ihre eigenen Erlebnisse erinnern, die jüngere hingegen könnte sich langweilen.

Wir wohnten an einem wunderschönen Ort am linken Ufer der Düna, etwa sechs Kilometer von Ķegums entfernt. Dort lagen zwölf Gehöfte, die zusammen Priedesmuiža genannt werden, eingebettet zwischen einem großen Wald und dem steilen Ufer der Düna. Unser Haus war durch den Ėgupīte von den anderen getrennt, den wir See nannten, da er in der Nähe unseres Hauses breiter war und von zwei Dämmen durchspannt wurde. Der mittlere Teil des einen Damms ist noch durch eine Betonbrücke verbunden, die ein deutscher Soldat vor der Zerstörung bewahrt hatte. Die Enden des anderen Damms reichen in die Tiefe, und die einst hohe Holzbrücke existiert nicht mehr. Sie diente einst der Schmalspurbahn, über die Kies für den Bau des Kraftwerks von Ķegums transportiert wurde. Nach dem Krieg war die Brücke weiterhin in Gebrauch und trug an ihren Seiten die damals vorherrschende Symbolik – Sicheln und Hämmer. Der Ėgupīte schlängelt sich in den immergrünen Wald hinein. Mitten in Priedesmuiža befindet sich ein Kinderparadies – große Kiesgruben mit Teichen und Walderdbeeren. Am Waldrand entspringen zwei unterirdische Quellen mit klarem Wasser.

Juni 1941. Meine Mutter weinte, als sie vom Kriegsausbruch erfuhr. Meine Schwester war zehn Jahre alt, ich jünger. Wir hatten einen kleinen Bauernhof. Mein Stiefvater Juris Lazda, ein sehr netter und romantischer Mann, half auch mit. Ich kann den genauen Ablauf der Ereignisse nicht mehr schildern, aber an einige Episoden erinnere ich mich noch gut.

Flüchtlingswagen und Truppen ziehen Tag und Nacht an unseren Häusern vorbei. Menschen schlafen in Karren und Wagen. Vieh ist auf die Karren gebunden.

Priedesmuiža ist voller Deutscher. Nachts dröhnen Bomber hohl hoch am Himmel. Die Suchscheinwerfer versuchen, sie an den Schnittpunkten ihrer Strahlen zu erfassen, und sie zucken wie gewaltige Blitze in den dunklen Himmelsgewölben. Hier und da werfen sie eine Bombe ab.

Unser Haus lag etwa hundert Meter von der Brücke entfernt. Aus Angst vor einem Einbruch packte meine Mutter ihre Sachen in Säcke und trug sie in den Keller am Waldrand. Gerade als sie den nächsten Sack holen wollte, stahl ein Mann den Sack und rannte in den Wald. Meine Mutter und ich suchten unter den dichten Tannen, in der Hoffnung, der Dieb hätte den Sack dort versteckt, um ihn nachts wieder mitzunehmen. Wir fanden ein großes Glas Tomatenmark, Blätterteiggebäck, ein Gewehr und noch einiges mehr. Wer hätte gedacht, dass unter den Tannen so viele schöne Dinge wachsen! Nur unseren Sack mit den Sachen fanden wir nicht.

Weder die Brücke noch das Haus wurden von Bomben getroffen, aber in der Nähe des Kellers entstanden zwei große Krater.

Die Deutschen schreckten nicht davor zurück, ein Schwein oder ein Rind nach dem anderen zu töten, und verhängten eine Art Verbot für die Bauern, ihr eigenes Vieh zu töten. Sie beauftragten den Bauernsohn Kārlis, das Vieh zu zählen. So ging er, wohl gegen seinen Willen, von Haus zu Haus. Auch zu uns kam er. Mutter war gerade im Stall. Kārlis ging nicht hinein, sondern fragte, ob wir Schweine hätten. Mutter verneinte. In diesem Moment quiekte das Ferkel laut. Kārlis lächelte und sagte: „Ich werde es aufschreiben, dass keine da sind.“ Danach baute der Stiefvater im Dickicht des Waldes eine Hütte und einen Stall für das Ferkel und verbrachte die Nacht selbst bei ihm.

Die Deutschen warfen Handgranaten in den Negupīte und sprengten die Fische in die Luft. Die größeren Exemplare wurden gefangen, aber die kleineren, mit nach oben gerichteten Bäuchen, wurden wie weiße Wellen an die Ufer gespült und stanken bestialisch.

Einmal gingen meine Mutter und ich am Straßenrand entlang, als plötzlich Schüsse fielen. Die Kugeln pfiffen. Meine Mutter rannte den Rand hinunter und rief mir zu, ihr zu folgen. Da zeigte sich mein Dickkopf. Später erzählte meine Mutter den Nachbarn: „…aber diese Kröte hört nicht zu. Sie steht da oben am Rand und behauptet, sie hätte vor nichts Angst.“ Wir Kinder rannten wild umher, wir hatten wirklich keine Angst, und wie durch ein Wunder traf uns keine einzige Kugel.

Eine Zeit lang mussten die Bewohner in die Keller der Häuser in Krūmiņi umziehen, vermutlich aus Selbstverteidigungsgründen. Die Keller waren sehr groß und hatten dicke Wände. Jede Familie hatte jeweils einen Keller und einen Keller. Wir nahmen nur das Nötigste mit. Der Rest blieb im Haus zurück. Mutter vergrub die Kartoffeln in einem Loch im Garten und ebnete den Boden. Ein Fass mit Pökelfleisch vergrub sie in der Scheune unter dem Dielenboden. Hühner liefen überall herum, darunter auch eine Henne namens Špicka, die mir gehörte. Wir hatten auch eine große, dicke, schöne Katze namens Janka. Während wir in Krūmiņi lebten, wurde Janka, den Umständen geschuldet, zu einem treuen Begleiter im Wald.

Die Deutschen richteten in unserer Scheune einen Pferdestall ein. Ach, wie ich diese Pferde liebte! Sie badeten sie direkt dort in Negupīte.

Da mein Pflegevater in seiner Jugend Kolporteur gewesen war, hatten wir viele gute Bücher zu Hause. Die Deutschen warfen die Bücher ins Wasser, aber wir fanden das Bücherregal mit Glasscherben im Wald wieder. Die Deutschen hatten im Wald Bunker gegraben und Tische, Stühle und andere Möbel aus den umliegenden Häusern hineingetragen.

Eines Tages entdeckte meine Mutter, dass die Deutschen unsere Kartoffeln ausgegraben, gekocht und verspeist hatten. Da ging sie zum Stall, um unser Fass mit Fleisch zu retten. Dort stand ein Pferd. Meine Mutter wies den deutschen Stallmeister an, das Pferd anzuspannen und das Fass mit Fleisch nach Krūmiņi zu bringen. Der Deutsche widersprach nicht und gehorchte meiner Mutter.

Die deutschen Soldaten aßen am liebsten Speck und Eier. Wenn wir Hühner gackern hörten, rannten ein Deutscher oder wir Kinder los, um Eier zu suchen. Wer sie zuerst fand, bekam sie. Die Deutschen verwöhnten uns Kinder oft mit Schokolade. Wenn ein Einheimischer krank wurde, ging er zu einem deutschen Sanitäter, der ihm sogar Medizin gab.

Einmal schickte mich meine Mutter nach Lielvārdi, um Lebensmittel einzukaufen. Ich musste etwa drei Kilometer durch den Wald laufen und dann mit der Fähre die Düna überqueren. Auf dem Rückweg lud ich meine Tasche am Straßenrand ab und sah mich um. Da sah ich Deutsche mit einem Karren auf mich zukommen, zwei Pferde davor. Ich warf alles in meine Tasche und ging auf sie zu. Als sie bei mir ankamen, hielten sie an, und einer der Deutschen rief etwas und winkte mit der Hand, bevor er mir hinterherlief. Wenn sie mich verfolgen, muss ich rennen, und ich rannte so schnell mich meine Beine trugen. Ich sah zurück, er rannte immer noch. Ich auch. Ich rannte dem Deutschen hinterher, und schließlich blieb er stehen. Zuhause stellte meine Mutter fest, dass ich meine Geldbörse mit dem Geld verloren hatte. Deshalb hatte der Deutsche sich so angestrengt, mich einzuholen.

Wir verdienten uns ein wenig Geld, indem wir in Lielvārde und Ķegums Beeren und Pilze sammelten, wofür wir sogenannte Punkte erhielten. Mit diesen Punkten konnten wir dann Produkte kaufen.

Jeden Tag kam eine Art Landküche auf dem Bauernhof Krūmiņi an – ein großer Topf auf zwei Rädern. Dann stellten sich die Soldaten mit ihren Töpfen in einer Reihe auf. Ich dachte, ich könnte mich auch anstellen. Ich fand einen Topf und stellte mich ans Ende der Reihe. Die Soldaten lächelten. Dann war ich an der Reihe, und die freundliche Köchin füllte meinen Topf.

Als ich die Küche von Krūmiņi betrat, wo die Deutschen das Haus bewirtschafteten, stand dort ein Soldat, der bis zu den Ellbogen mit Honig bedeckt war. Er drückte die Honigwaben aus, und der Honig floss ihm über die Finger in eine Schüssel. Der Besitzer hatte den Honigtau vermutlich dort aufbewahrt.

Die Deutschen hatten im großen Kellerflur einen Telegrafen, wo ein Soldat verschlüsselte Nachrichten übermittelte, aber wir Kinder standen herum, mit offenem Mund. Wir interessierten uns für alles.

Die Deutschen stellten Ferngläser am Ufer der Daugava auf, und wenn sie nicht da waren, stellten sich die Kinder an den Ferngläsern auf, und dann sahen wir Lielvārdi aus der Nähe.

Manchmal nachts kamen meine Mutter und ich aus dem Keller und beobachteten vom Ufer aus die Spiegelungen der Feuer am gegenüberliegenden Dünaufer, wo oft ein Haus brannte. Funken und Rauchwolken stiegen gegen den schwarzen Himmel auf.

Über dem Kraftwerk Kegums wurden riesige Ballons aufgehängt. Der Staudamm des Kraftwerks war jedoch bombardiert worden. Auch dort brannte etwas; ich sah selbst Rauchwolken. Später wurde eine Hängebrücke für Fußgänger über den zerstörten Abschnitt gespannt, die aber stark schwankte.

Das Wasser der Düna floss ungehindert, sodass der Fluss deutlich schmaler und flacher wurde. Eisblöcke lagen direkt auf dem Grund. Mitten im Žegupīte kamen die Mauern einer alten Mühle mit einer tiefen Grube zum Vorschein. Die Deutschen hatten dort Munitionskisten versenkt. Jeder durfte sich nehmen, was und wie viel er wollte. Die Kisten wurden aufgebrochen. Sie enthielten glänzende Patronen verschiedener Größen und mit bunten Markierungen. Im Hof lagen Brandbomben von der Größe eines mittelgroßen Hundes. Die Dorfbewohner schraubten sie ab und schütteten den Brennstoff aus. Die leeren Bomben dienten uns noch lange nach dem Krieg als Brückenpfeiler. Es gab auch Minen, die in Größe und Form Kuchen ähnelten. Als die Minenräumer kamen, fragten sie die Kinder, wo die Minen lagen, und wir zeigten ihnen alles und fühlten uns dadurch wichtig.

Verwendete Quellen und Referenzen:

NRA. 13.07.2004. Damals, als wir Krieg hatten.

Zugehörige Objekte

Niega (Melderupe) und Umgebung

Der Fluss Ėega wird auf Karten aus den 1940er Jahren noch als Melderupi bezeichnet. Mit dem Bau des Wasserkraftwerks Ķegums wurden die letzten 2,6 km überflutet, wodurch der Fluss um mehr als 100 m verbreitert wurde. Um Kies für den Bau des Wasserkraftwerks zu gewinnen, wurde am Ostufer der Ėega ein Steinbruch angelegt und eine Eisenbahnbrücke über den Fluss errichtet. Der Kies wurde über eine 6 km lange Schmalspurbahn zum neuen Kraftwerksgebäude transportiert. Die ersten zwei Kilometer der Bahntrasse sind sowohl in der Natur als auch auf LIDAR-Karten sichtbar. Weiter flussabwärts verläuft die Bahntrasse entlang der heutigen Straße Jaunjelgava–Ķegums (P85). Am Westufer der Ėega, etwa 0,2 km nördlich des Brückenwärterhauses (dessen Besitzer Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Ereignisse an diesem Ort haben), befindet sich eine Quelle – eine beliebte Wasserentnahmestelle. In der Nähe der Ėega fanden während beider Weltkriege des 20. Jahrhunderts aktive militärische Aktivitäten statt. Auf LIDAR-Karten und in der Natur sind nördlich der Straße P85 und an den Flussufern Schützengräben erkennbar. Südlich der Straße P85 grenzt ein etwa 0,8 km langer Dünenrücken im Südwesten an den überfluteten Teil der Ėega. Dessen Gipfel und Hänge sind mit Schützengräben übersät. Neben dem kleinen Waldweg, der die Straße P85 mit den Häusern von Liepdegumi verbindet, befindet sich eine weitere Düne. Die rechteckigen Gruben an ihren Hängen deuten darauf hin, dass sich hier Gebäude oder Lagerhallen befanden. Diese Düne ist im Norden und Westen von einem etwa einen Kilometer langen Streifen Schützengräben umgeben. Südlich der Straße P85 sind außerdem künstlich angelegte Reliefstrukturen sichtbar. Ein dichtes Netz aus Gräben und Gebäuden bzw. Lagerhallen (ein Netz von Gruben unterschiedlicher Größe) ist sowohl in der Natur als auch auf LIDAR-Karten am Ostufer der Žega zwischen der Straße P85 und Širmeļupīte sichtbar. 1,8 km östlich von Žega befindet sich der Friedhof der Brüder Lezmaņi. Er ist über den kleinen Waldweg erreichbar, der sich um Žega und Širmeļupīte schlängelt. Die dritte (südlichste) Grabenlinie, die auf der Karte der Lettischen Nationalbibliothek „Zusammendruck Riga, Gezeichet u.gedruckt vd Vermessungs“ verzeichnet ist, ist auch heute noch – ein Jahrhundert später – deutlich auf LIDAR-Karten und in der Natur erkennbar.

Beton-Feuerstelle der deutschen Armee am Stausee des Wasserkraftwerks Ķegums an der Mündung der Žega

Im Stausee des Wasserkraftwerks Ķegums an der Mündung des Flusses Žegums (gegenüber dem Haus Žegums) am linken Ufer befindet sich eine der visuell und landschaftlich beeindruckendsten und am besten erhaltenen Beton-Feuerstellen, die von den Wellen der Düna umspült werden. Sie ist schon von Weitem sichtbar. Ein Steg führt vom Ufer hinauf zur Spitze der Feuerstelle (die mit Gras bewachsen ist). In die Betonwände der Feuerstelle sind Gleise einer Schmalspurbahn (?) eingelassen. Der Zugang erfolgt über den Steg. Dies ist eine der Feuerstellen der deutschen Verteidigungslinie aus dem Ersten Weltkrieg am linken Dünaufer, deren Verlauf sich mehr oder weniger über die gesamte Länge des linken Dünaufers nachverfolgen lässt. Die erwähnte Verteidigungslinie ist ein groß angelegtes militärisches System, das bisher nicht als Ganzes erforscht wurde. Die Überreste der Feuerstelle können von einer Bootsfahrt entlang des Wasserkraftwerks Ķegums aus besichtigt werden.

Prinz-Leopold-Straße (Prinz-Leopold-Straße)

Die Straße, die an den Ersten Weltkrieg erinnert, trägt den Namen „Prinz-Leopold-Straße“. Ein historischer Waldweg von etwa 7 km Länge beginnt am Zusammenfluss des Großen Kurfürstendamms und des Kaiserdamms beim sogenannten Kurlanddenkmal und schlängelt sich durch den Wald in Richtung Birzgale. Dort trifft er auf die Schmalspurbahn Lāčplēsis–Latgale aus dem Ersten Weltkrieg. Westlich der Straße und etwa 2 km südlich des Kurlanddenkmals befindet sich ein Schießplatz aus dem Ersten Weltkrieg. Heute kann die Prinz-Leopold-Straße (bei geeigneten Bedingungen) zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto befahren werden. Sie überquert die Konupīte und einen Nebenfluss der Žega.

Man geht davon aus, dass deutsche Soldaten, die lange Zeit am linken Ufer der Düna stationiert waren, diese Straße nach Prinz Leopold von Bayern (1846–1930) benannten, der im Ersten Weltkrieg die deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte an der Ostfront anführte.

Möglicher Standort des Otomars Oškalns Bunkers

Ein abgelegenes und schwer zugängliches Gebiet ist ein großes Waldmassiv etwa 200 m westlich des Flusses Žega und etwa 0,5 km südwestlich der Žega-Aue. Es wird empfohlen, diesen Ort zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Hierfür eignen sich LIDAR-Karten und geografische Koordinaten. Dort befindet sich ein natürlicher Dünenrücken von etwa einem Kilometer Länge (in West-Ost-Richtung) und einem halben Kilometer Breite (in Nord-Süd-Richtung), der mit Nadelwald bewachsen ist. An den oberen Bereichen der nördlichen und östlichen Hänge des Dünenmassivs liegen gut erhaltene Schützengräben, vermutlich aus dem Zweiten Weltkrieg. Harijs Jaunzems (ehemaliger Ingenieur des Wasserkraftwerks Ķegums) vermutet, dass sich in diesem Gebiet ein Bunker einer Partisaneneinheit der Roten Armee unter der Führung von Otomars Oškalns befand (der genaue Standort ist unbekannt).

Großer Kurfürstendamm

Der etwa 4 km lange, in West-Ost-Richtung verlaufende Waldweg gleichen Namens, der bereits auf Karten aus dem Ersten Weltkrieg verzeichnet ist, begann am ehemaligen Kurlanddenkmal (später auch Mātīte-Denkmal genannt) und endete an der Kreuzung der beiden (unbegehbaren) Wege Hüttenstraße und Morgenstraße. Er verläuft ca. 2 km als gerader Waldweg, 0,8 km als Schotterweg (parallel zur von den Lettischen Staatsforsten erbauten Straße Egles-Kaulupe) und der Rest als Pfad – nicht mit dem Auto befahrbar, aber unbegehbar oder mit dem Fahrrad. Laut einer anderen Karte (Zusammendruck Riga, 1:100.000) und LIDAR-Karten befand sich während des Ersten Weltkriegs an der Kreuzung des Großen Kurfirst-Staudamms und der Morgenstraße ein deutsches Armeelager oder Lager.

Der Name, der aus der Zeit der Stationierung der deutschen Wehrmacht im Ersten Weltkrieg stammt, leitet sich vermutlich vom Kurfürstendamm ab, einer der zentralen Prachtstraßen Berlins (benannt nach den Kurfürsten von Brandenburg), die heute ein beliebtes Touristen- und Einkaufsziel ist. Der Name der Straße wurde erstmals zwischen 1767 und 1787 urkundlich erwähnt.

Tome Evangelisch-Lutherische Kirche

Die erste bekannte Kirche in Tome wurde 1644 erbaut. 1907/08 wurde anstelle des Holzbaus mit den Mitteln von Baron Schilling eine Steinkirche errichtet. 1956 wurde diese abgerissen und aus ihren Steinen eine Hühnerfarm der Kolchose gebaut. Die heutige Kirche, die zwischen der ehemaligen Grundschule von Tome (die nach der Schulreform geschlossen und zum Regionalmuseum Ķegums umgebaut wurde) und dem Friedhof von Tome liegt, wurde zwischen 1999 und 2003 auf Initiative der Familie Brieži (USA) erbaut. Das Altarbild wurde von Sandijs Greiškāns aus Ķegums nach einer Fotografie eines Altarbildes von Ata Grunde aus dem Jahr 1932 gemalt. Die Orgel wurde der Kirche von der lutherischen Gemeinde aus Schweden gestiftet.

In der Sammlung „Verlorenes Lettland“ der Nationalbibliothek Lettlands (LNB) befindet sich ein Foto, das die Kirche von Tome während des Ersten Weltkriegs nach ihrer Zerstörung im Jahr 1916 zeigt. Die neben der Kirche gelegene Grundschule von Tome wurde in den Kämpfen desselben Jahres ebenfalls beschädigt.

In der Ausgabe von „Latvijas Kareivī“ aus dem Jahr 1938 findet sich der Artikel „Pa ddimtās zemes istēlstam un ciemiem“, in dem die Kirche von Tome erwähnt wird: „Die Straße führt außerdem an der Kirche von Tome vorbei, die 1916 von den Russen zerstört wurde, da sie sie für einen deutschen Beobachtungsposten hielten. Die kleine Gemeinde – etwa 250 Mitglieder – machte sich 1922 mit großem Eifer an die Renovierung der Kirche und errichtete innerhalb von zehn Jahren einen neuen Turm und einen Altar mit einem Altarbild des Künstlers Grunde. Heute macht die Kirche mit ihren weißen Wänden, braunen Fenster- und Türrahmen und dem gepflegten Innenraum einen angenehmen Eindruck.“

Ehemalige Tome-Grundschule

Die ehemalige Grundschule von Tome liegt zwischen der Baldone-Tome-Straße (V4, auf der Karte aus dem Ersten Weltkrieg als „Düna Straße“ verzeichnet), der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tome und dem Friedhof von Tome. Wie die angrenzende Kirche wurde auch die Schule in den Kämpfen des Ersten Weltkriegs (1916) beschädigt. Die Lettische Nationalbibliothek (LNB) zeigt in ihrer Ausstellung „Verlorenes Lettland“ ein Foto der ersten Schule von Tome im Siliņi-Haus (1925). Das heutige Schulgebäude wurde 1926 errichtet. Nach der Schulreform wurde die Schule geschlossen. Heute beherbergt sie das Regionalmuseum und die Bibliothek von Ķegums. Am 13. Dezember 2017 wurde im Museumshof die Skulptur „Der Mensch braucht einen Hund“ von Aigars Zemītis enthüllt, die Regina Ezera gewidmet ist. An der Gebäudewand befindet sich eine Gedenktafel für die nach Sibirien deportierten Einwohner von Tome.

Rata Hill

Der höchste Punkt des Dünenmassivs im Landesinneren, westlich des Dorfes Tomes gelegen, ist der Rata-Hügel (67,8 m ü. d. M.). In seiner Umgebung erheben sich lichte Kiefernwälder und bieten einen weiten Blick auf die Rückseite und die Hänge der imposanten Dünen. Der Rata-Hügel ist vom Erholungsgebiet „Sēņotāju māja“ der Lettischen Staatswälder (LVM) aus bequem zu Fuß (0,6 km) zu erreichen. Beidseitig des kleinen Waldwegs, dem man zum Hügel folgt, sind mehr als 40 gleich große rechteckige Gruben und drei etwa 50 m lange, grabenartige Gräben sichtbar (auch auf LIDAR-Karten). Möglicherweise befand sich hier während des Ersten Weltkriegs ein deutsches Armeelager, das an drei Seiten von den nahen Dünen umgeben war. Man vermutet, dass die Betonstrukturen auf dem höchsten Punkt des Rata-Hügels die Überreste eines ehemaligen Feuerbeobachtungs- (oder Triangulations-) Turms sind, dessen Holzteile an Betonpfählen befestigt waren. In einer Zeitschrift aus der Sowjetzeit findet sich ein Artikel über eine Skireise zu den Rata-Hügeln. In der Nähe der Rata-Hügel findet jährlich eine Meisterschaft im Pilzesammeln statt.

Schießstand

Es befindet sich in einem größeren Waldgebiet zwischen Żega, dem ehemaligen Kurlanddenkmal und der sogenannten Prinz-Leopold-Straße. Für Ortsunkundige kann das Objekt schwer zu finden sein, daher empfiehlt sich die Suche mithilfe geografischer Koordinaten.

Angeblich handelt es sich um einen von der deutschen Wehrmacht im Ersten Weltkrieg errichteten Schießstand unter freiem Himmel. Auf der Karte aus dieser Zeit ist der Ort mit „Schießst.“ markiert. Man geht davon aus, dass er als Schießstand diente. In Richtung Tomi sind auf der genannten Karte zwei weitere Schießstände eingezeichnet. Derjenige, der Tomi am nächsten liegt, kann in der Natur gefunden und besichtigt werden.

Das Gebiet um den Schießstand ist mit jungen Kiefern bewachsen, und Wölfe leben dort (ihre Exkremente sind sichtbar). Auf LIDAR-Karten und in der Natur ist südöstlich des Schießstands eine 1,5 km lange, durchgehende Gräbenlinie erkennbar. Im Nordwesten erstreckt sich eine Reihe kurzer (ca. 50 m langer) und unterbrochener Gräben bis zum Wasserkraftwerk Ķegums. In der Natur erscheint das Objekt als ein etwa 300 m langer, gerader, in Nordost-Südwest-Richtung verlaufender „Gang“, der beidseitig von bis zu 2 m hohen, mit Flechten und Moos bewachsenen Wällen umgeben ist. Der höchste Wall befindet sich am Ende des Schießstands (3–4 m). Der Schießstand ist von gleich großen, rechteckigen Gruben umgeben.