IV Sowjetische Okkupation

Leben in Estland während der sowjetischen Besetzung

Mahnmal für die Opfer des Kommunismus

Das Mahnmal für die Opfer des Kommunismus besteht aus zwei Teilen – dem "Weg durch den Terror" mit den Namenstafeln der Opfer und dem "Heimatgarten". In letzterem befinden sich Steine, auf denen die Orte des Terrors verewigt sind. Auch Infotexte sind angebracht.

Estnisches Kriegsmuseum - General Laidoner Museum

Das Museum, das seit 2001 im Herrenhaus von Viimsi untergebracht ist, widmet sich der Erforschung, Erhaltung und Ausstellung der estnischen Militärgeschichte. Die Vorgänger des heutigen Museums waren das am 19. Januar 1919 gegründete Estnische Befreiungskriegs-Museum und das General Laidoner gewidmete Museum, das 1993 durch einen Beschluss des Gemeinderats von Viimsi im Haupthaus des alten Gutes eingerichtet wurde. Während der sowjetischen Besatzung beherbergte das Herrenhaus eine Marine-Funkaufklärungseinheit. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen befand sich das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand. In seiner heutigen Form wurde das Museum auf Anweisung des damaligen Verteidigungsministers Jüri Luik am 26. Februar 2001 eröffnet; seitdem ist es dem Verteidigungsministerium unterstellt. Die Exponate geben einen Überblick über die Kriege, die in Estland und anderswo in der Welt wüteten und an denen Esten teilnehmen mussten. Ein Teil der Ausstellung ist General Johan Laidoner, dem Oberbefehlshaber der estnischen Streitkräfte, gewidmet, dem das Gut von 1923 bis 1940 gehörte. Eine Auswahl an Artilleriegeschützen und Fahrzeugen ist im Kriegstechnik-Hangar in der Nähe des Hauptgebäudes zu sehen.

Denkmal für den Freiheitskrieg

Das von Rainer Sternfeld, Andri Laidre, Kadri Kiho und Anto Savi entworfene, 23,5 Meter hohe Denkmal besteht aus 143 Glasblöcken, die mit dem Freiheitskreuz gekrönt sind. Es ist all jenen gewidmet, die von 1918 bis 1920 für die Freiheit und Unabhängigkeit Estlands gekämpft haben. Ein Denkmal für den Freiheitskrieg war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg für den Tallinner Vabaduse-Platz geplant, wurde aber nie realisiert. Das jetzige Denkmal wurde in den ersten Minuten des 23. Juni 2009 enthüllt.

KGB-Zellen in Tallinn

Das Museum befindet sich im Kellergeschoss des ehemaligen NKWD/KGB-Hauptquartiers im Zentrum Tallinns.

 

Während der sowjetischen Besatzungszeit befand sich im Keller des Gebäudes in der Pagari-Straße 1 eines der berüchtigtsten und gefürchtetsten Untersuchungsgefängnisse des Landes. Hier wurden estnische Politiker, Staatsbeamte, Intellektuelle, Veteranen des Freiheitskrieges und viele andere Menschen gefoltert und zum Tode oder zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Kellerzellen sind bis heute ein Symbol des kommunistischen Terrors und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich. Zu sehen sind ein Keller mit zwei Gängen, sechs Zellen und eine Arrestkammer. Die Dauerausstellung "KGB (m)aja lugu" erzählt die Geschichte der dort begangenen Verbrechen.

 

Das Haus in der Pagari-Straße 1 indes hat eine lange Geschichte. Das 1912 als Wohnhaus errichtete Gebäude war später Sitz der provisorischen Regierung der Republik Estland. Von hier aus wurde der Freiheitskrieg angeführt. Bis 1940 beherbergte das Gebäude das Kriegsministerium Estlands. Ab März 1991 wurde das Gebäude von der estnischen Polizei genutzt. Heute ist es wieder mit Wohnungen belegt.

Hotel Viru und KGB-Museum

Das Hotel Viru in Tallinn wurde 1972 erbaut. Das für ausländische Gäste konzipierte Hotel musste dabei auch den Anforderungen der sowjetischen Sicherheitsorgane – des KGB – entsprechen.

In der Ausstellung des Museums geht es um weit mehr als ein Hotel und den KGB. Das Museum ist eine Fundgrube für Geschichten aus zwei Welten. In der einen, der propagandistisch überhöhten, die hauptsächlich auf dem Papier existierte, lebten glückliche Sowjetmenschen in Überfluss und freundschaftlicher Verbundenheit, unter der Führung einer klugen Einheitspartei, ohne Unfälle oder Katastrophen. In der anderen Welt, dem realsozialistischen Alltag, war das Leben weitaus differenzierter und schwieriger.

Museum der Besetzungen und der Freiheit "Vabamu"

Das Museum der Besetzungen und der Freiheit "Vabamu" befindet sich im Zentrum von Tallinn.

 

Das 2003 eröffnete Privatmuseum ist der Zeitspanne 1940-1991 in der estnischen Geschichte gewidmet. Anliegen des Museums ist es, Themen aus der jüngeren Geschichte Estlands zu vermitteln, die die Menschen zum Nachdenken über den Wert und die Zerbrechlichkeit der Freiheit anregen.

 

Die Dauerausstellung des Museums und diverse Filme geben einen Einblick in die Besatzungszeit, die Unterdrückung, den Widerstand und die Singende Revolution in Estland.

 

Die Dauerausstellung "Freiheit hat keine Grenzen" besteht aus 5 Teilen: "Unmenschlichkeit", "Im Exil", "Sowjetestland", "Wiederherstellung" und "Freiheit". Der Rundgang kann von einem Audio-Guide in estnischer, russischer, englischer, finnischer, deutscher, französischer oder spanischer Sprache begleitet werden. Mit ihm begeben sich die Besucher auf eine bewegende und nachdenkliche Reise durch die jüngere Geschichte. Auch für Kinder gibt es Aktivitäten, die ein besonderes und spannendes Gemeinschaftserlebnis garantieren.

Insel Naissaar

Die 19 Quadratkilometer große Insel in der Tallinner Bucht wurde 1912 unter dem russischen Zaren militarisiert, wobei die ansässige Bevölkerung zur Umsiedlung gezwungen wurde. In der Folge entstanden Häfen, Eisenbahnanlagen und mehrere Küstengefechtsstationen, die Teil der Seefestung "Imperator Peter der Große" wurden. Während des Ersten Weltkriegs und des nachfolgenden Freiheitskriegs befand sich auf der Insel auch ein Gefangenenlager. Nach der Unabhängigkeit Estlands war die Insel zwar Teil des Küstenschutzsystems, jedoch durfte die alteingesessene Bevölkerung zurückkehren. Während der sowjetischen Besatzung wurde die Insel vom Militär besetzt, es wurden ein Seeminendepot und ein Montagewerk errichtet. Auf Naissaar ist es immer noch möglich, Gebäude und selbst einige Ausrüstungsgegenstände zu besichtigen, die von der Sowjetarmee hinterlassen wurden. Ein Bunkersystem, das einst die Marinefestung bilden sollte, erstreckt sich tief unter der Erde. Einige der Bunker mit den dazugehörigen Geschützstellungen sind noch zugänglich. Die Insel kann an einem Tag erkundet werden. Naissaar verfügte über eine 40 km lange Schmalspurbahn, mit deren Bau 1913 begonnen wurde. Heute ist ein 2,4 km langer Abschnitt erhalten.

Ein Museum bietet den Besuchern eine breite Palette an Exponaten, die sie mit der Geschichte der Insel vertraut machen. Im Dorf Männiku befindet sich in einem Wohnhaus für Berufssoldaten aus der Sowjetzeit eine Ausstellung, die die Militärgeschichte der Insel darstellt.

Patarei-Seefestung (ehem. Westbatterie)

Die ehemalige Patarei-Seefestung befindet sich im Tallinner Stadtteil Kalamaja.

 

Mit dem Bau der einst "Westbatterie" genannten Festung wurde 1829 im Auftrag des russischen Zaren Nikolaus I. begonnen. Der Komplex wurde 1840 eingeweiht, doch damit war der Bau noch nicht beendet. Mit dem Ausbruch des Krimkriegs 1853 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut, da man befürchtete, dass englische und französische Schiffe Tallinn anlaufen könnten. Dies geschah zwar, aber größere Feindseligkeiten blieben aus; aus der Seefestung wurden nur wenige Schüsse abgefeuert. Im Jahr 1858 wurde die Nutzung der Westbatterie als Festung wegen des zunehmenden Einsatzes von Sprengstoffen aufgegeben; sie wurde zu einer Kaserne. Während der ersten Unabhängigkeit Estlands wurde die Westbatterie zu einem Gefängnis, das bis 2002 als solches genutzt wurde. Auch die beiden ausländischen Mächte, die Estland im 20. Jahrundert besetzt hielten, nutzten sie als Gefängnis. Die während dieser Zeiten dort begangenen Verbrechen machten den Ort äußerst berüchtigt. Die Sanierung des vier Hektar großen, architektonisch herausragenden Geländes begann 2020. Bis 2026 soll es zu einem eigenständigen Stadtquartier mit Gewerbe-, Wohn- und Freizeiteinrichtungen ausgebaut werden. Im Ostflügel werden ein Teil des ursprünglichen Inneren des Gefängnisses und der Innenhof, in dem die Häftlinge sich in minimal großen Käfigen an frischer Luft bewegen konnten, erhalten bleiben. Schon jetzt befindet sich dort eine fast 1200 Quadratmeter große Ausstellung über die Ideologie und die Verbrechen des Kommunismus sowie über die Geschichte des Gebäudes mit dem Titel "Der Kommunismus ist ein Gefängnis".

Seeflughafen

Das Museum befindet sich im Stadtteil Kalamaja, direkt an der Ostsee in Tallinn.

 

Der Seeflughafen wurde während des Ersten Weltkriegs auf Befehl des russischen Zaren Nikolaus II. als Teil der Seefestung Imperator Peter der Große gebaut. Das in den historischen Wasserflugzeughangars untergebrachte Museum beherbergt fast 200 Originalexponate. Die Dauerausstellung wird durch Wechselausstellungen ergänzt. Die Wasserflugzeughangars sind architekturgeschichtlich einzigartig – ihre Kuppeldächer gehören zu den ersten Stahlbetonkonstruktionen der Welt.

 

Die Museumsprogramme und die Materialien für eigenständige Besuche sind für Kinder und Erwachsene gleichermaßen spannend und aufschlussreich.

Konzentrationslager Klooga

Das Holocaust-Mahnmal befindet sich in unmittelbarer Nähe des Dorfes Klooga.

 

Das erste Mahnmal wurde 1951 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers errichtet, doch vermittelte dieses vor allem die sowjetische Ideologie, in der die Opfer des Holocaust kaum Erwähnung fanden. Im Jahr 1994 wurden auf Antrag der estnischen jüdischen Gemeinde die Gedenktafeln durch neue ersetzt. Nun gedachte man insbesondere der jüdischen Opfer. Anlässlich des 50. Jahrestages des Massakers von Klooga wurde 100 Meter von der bestehenden Gedenkstätte entfernt ein Mahnmal für die zwischen 1941 und 1944 in Estland ermordeten Juden eingeweiht. 2005 wurde ein drittes Denkmal errichtet, das an die im Konzentrationslager Klooga vernichteten Juden erinnert.

 

Die Gedenkstätte wurde 2013 gründlich erneuert. Dabei wurden die zu verschiedenen Zeiten errichteten Gedenkstätten zusammengeführt und eine Ausstellung im Estnischen Geschichtsmuseum mit dem Titel "Das Lager Klooga und der Holocaust" eröffnet.

 

Das Konzentrationslager Klooga wurde im September 1943 von den deutschen Besatzern errichtet. Es war ein Zwangsarbeitslager, Teil des Vaivara-Lagersystems in Estland. Am 19. September 1944 fand in Klooga einer der größten Massenmorde im von Deutschland besetzten Estland statt: Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee wurden fast alle 2.000 Juden, die sich zu diesem Zeitpunkt im Lager befanden, hingerichtet.

Paldiski

Die Stadt Paldiski (früher Rågervik) liegt an der Nordküste Estlands auf der Halbinsel Pakri.

 

Paldiski ist seit dem Nordischen Krieg eine Hafenstadt von strategischer Bedeutung. Im Jahr 1718 ordnete der russische Zar Peter I. den Bau eines befestigten Tiefhafens und zahlreicher anderer militärischer Einrichtungen an, wodurch das Städtchen zu einem der wichtigsten Militärhäfen des Russischen Reiches wurde.

 

In der ersten estnischen Republik befanden sich Panzerzüge im Sommer in Paldiski zur Ausbildung. Nach dem Abschluss des Vertrages über Militärbasen, der Estland 1939 aufgezwungen wurde, wurde Paldiski von den Streitkräften der Sowjetunion übernommen, eine Militärbasis wurde geschaffen und weitere Befestigungsarbeiten wurden aufgenommen. Paldiski spielte eine wichtige Rolle im Küstenschutzsystem der Baltischen Rotbannerflotte. In den 1960er Jahren wurde hier eines der drei sowjetischen Ausbildungszentren für Atom-U-Boote in Betrieb genommen, zu dem auch der Nachbau eines Atom-U-Boots gehörte. Die Stadt war zusammen mit den Pakri-Inseln völlig von der Außenwelt abgeschottet und als geheimer Standort klassifiziert. Zwei Kernreaktoren waren in Paldiski in Betrieb, die heute von einem Betonsarkophag umgeben sind.

 

Von den militärischen Einrichtungen der Sowjetzeit ist heute nur noch sehr wenig in der Stadt zu sehen. Zu besichtigen ist die Bastion der Seefestung Imperator Peter der Große.