Die Schlacht von Cēsis am Ufer des Amata-Flusses

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Wächter der Amata-Eisenbahnbrücke, 1919. Quelle: Lettische Eisenbahn

An der Brücke über die Amata greift die deutsche Landeswehr einen estnischen Panzerzug an, der zu Verhandlungen eingetroffen ist. Die Esten eröffnen das Feuer, die Deutschen werden zurückgeschlagen, und der Panzerzug kehrt nach Cēsis zurück.

Ein völlig unerforschtes Kapitel der Schlachten von Cēsis ist das Gefecht an der Brücke über den Fluss Amata am Abend des 5. Juni 1919. Hier offenbart die deutsche Landeswehr ihre wahren Absichten. Bis dahin behaupten die Deutschen in Verhandlungen, die Rote Armee befinde sich in Cēsis (tatsächlich waren es die Armeen Nordlettlands und Estlands), und die deutsche Armee warte in Ieriķi auf ihren Angriff. Der estnische Panzerzug Nr. 2 unter seinem Kommandanten Hauptmann Lepp fährt – auf Befehl des Oberbefehlshabers General Laidoner – zu Verhandlungen zum Bahnhof von Ieriķi. Die Deutschen treffen dort nicht ein und lassen ausrichten, sie würden südlich der Brücke über die Amata auf die Verhandlungsführer warten. Kārlis Dzirkalis, ein Soldat der Cēsiser Schülerkompanie, wird als Gebietskenner zur Unterstützung des estnischen Teams abgestellt. Zwei Oberste befinden sich ebenfalls im Panzerzug – der alliierte Bevollmächtigte Green (W.Green) und der estnische Reek (Reek). Der Zug hält etwas weiter nördlich der Brücke (auf der Cēsis-Seite). Der Pionierleutnant Lutsaar (Lutsaar) geht mit einigen Männern los, um zu überprüfen, ob die Brücke vermint ist. Kommandant Leps folgt mit den beiden Obersten 200 Schritte hinter den Pionieren.

Auf der anderen Seite grasen deutsche Zugpferde auf den Amata-Wiesen. Es herrscht absolute Stille. Doch als die Pioniere rechts unter der Brücke hindurchgehen, um nach unten zu schauen, wird vom gegenüberliegenden Flussufer Maschinengewehrfeuer auf sie eröffnet. Die beiden Obersten und Hauptmann Leps werden links in den Graben geschleudert. Im nächsten Moment stürmen mehrere Infanterieketten mit Handgranaten in den Händen aus dem Kiefernhain und greifen den Zug an.
Aus den Memoiren von Oberst Nikolajs Rēkas: „Um 19:00 Uhr eröffneten die Deutschen vom Waldrand jenseits der Brücke das Feuer auf unsere Späher. Nach einer Viertelstunde kamen deutsche Truppen aus dem Wald und begannen, die Angriffsverbände der Panzerzüge einzukesseln. Ich befahl Hauptmann Lepa, das Feuer auf den Feind zu eröffnen. Nachdem die Deutschen zurückgeschlagen und die Späher, die ein zweites Gefecht mit der Landeswehr hatten, bei dem der stellvertretende Offizier Kontus fiel, in den Zug gebracht worden waren, befahl ich ihnen die Rückkehr nach Cēsis. Aus diesem Vorfall ging klar hervor, dass die Landeswehr uns feindlich gesinnt war.“*
Cēsis-Schlachtplaner, Stabschef des Generalstabs der Nordlettischen Brigade (Oberstleutnant) Voldemārs Ozols: „Trotz aller Bemühungen der Entente und unsererseits, blutige Zusammenstöße zu vermeiden, kam es am 5. Juni zu einem solchen. Unser Panzerzug mit Entente-Vertretern zwischen Āraiši und Ierīki nahe der Amata-Brücke wurde plötzlich von den Deutschen angegriffen, wobei zwei estnische Soldaten verletzt wurden. Der Zug wehrte den Angriff ab, doch damit hatte der Krieg zwischen Golca und uns begonnen. Am 6. Juni um 3:00 Uhr morgens startete die Landeswehr einen Schnellangriff, unterstützt von schwerer Artillerie, Mörsern und Maschinengewehrfeuer.“*
Der Publizist und öffentliche Mann, Herausgeber zahlreicher Pressepublikationen, Oto Nonācs, schrieb 1934: „Die Ereignisse bei Cēsis sind nicht nur lokale Gefechte, sondern haben weitreichende internationale Bedeutung. Der Ausgang dieser Schlacht (unser Sieg am 22. Juni 1919 bei Gut Skangaļi) setzte den weitreichenden deutschen Absichten ein Ende, deren Umsetzung die Landkarte Europas grundlegend verändert hätte. In den Kämpfen bei Cēsis wurden die Grundlagen der Brüderlichkeit des lettischen und estnischen Volkes und der Zusammenarbeit beider Länder gelegt. Das in diesem schicksalhaften Moment geborene Bewusstsein, dass es kein Lettland ohne Estland und kein Estland ohne Lettland gibt, ist zum Erbe beider Nationen geworden und verwurzelt sich immer tiefer in ihnen.“*

* Zitate aus der Veröffentlichung der Cēsis Museum Association „When the Cannons Singed Līgo...“, 1994.

Erzähler: Ieva Pļaviņa, 21.05.2020
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Zugehörige Objekte

Rastplatz „Meža kaujas“ (südlich von Cēsis) – Hauptschauplatz der Kämpfe, an der Amata-Brücke;

Der Picknickplatz „Meža kaujas“ befindet sich an einem der Hauptschauplätze der Kämpfe bei Cēsis (dt. Wenden) – dicht an der Amata-Brücke. Besuchern werden Führungen und verschiedene Aktivitäten angeboten - Wanderungen und Ausflüge zu den wichtigsten Schauplätzen der Schlachten um Cēsis sowie Mannschaftsspiele. Im Anschluss können sich Besucher mit einer Kesselsuppe stärken. Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Amata war im Unabhängigkeitskrieg von großer Bedeutung. Hier kam es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen estnischen Truppen und der Landeswehr. Am 5. Juni 1919 entbrannte an der Eisenbahnbrücke über die Amata das erste Gefecht zwischen Panzerzügen der estnischen Armee und Einheiten der Baltischen Landeswehr. Die Landeswehreinheiten verminten in Erwartung eines Panzerzuges die Eisenbahnbrücke und bezogen beim „Amata“-Gesinde am Flussufer Stellung, um auf mögliche Kampfhandlungen vorbereitet zu sein. Die Amata-Brücke bildete die Frontlinie zwischen estnischen Truppen und den deutschen Kräften. Im Verlaufe der Schlacht von Cēsis räumte die Landeswehr in der Nacht auf den 23. Juni 1919 die Stadt Cēsis und zog sich auf den Flusslauf der Amata zurück. Auf ihrem Rückzug brannten deutsche Kräfte das lettische Vereinshaus in Cēsis nieder und sprengten die Amata-Brücke.

Eisenbahnbrücke über Amata

Liegt in der Gemeinde Drabeši, Region Cēsis, in der Nähe des Erholungsgebiets „Meža koujas“.

Eine Eisenbahnbrücke über den Fluss Amata ist zu sehen.

Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Amata spielte im Unabhängigkeitskrieg eine entscheidende Rolle, da hier am 5. Juni 1919 die erste Schlacht zwischen den Panzerzügen der estnischen Armee und den Einheiten der baltischen Landeswehr stattfand. Die Landeswehr, die von der Annäherung des Panzerzugs wusste, verminte die Brücke und bezog Stellung in den Häusern der Stadt „Amata“ am Flussufer, um für mögliche Kampfhandlungen bereit zu sein. Die Brücke über die Amata bildete die Grenze zwischen den estnischen und den deutschen Streitkräften.
Historische Zeugnisse der Ereignisse an der Amata-Brücke sind nicht erhalten geblieben. Da Letten nicht teilnahmen, existieren keine Erinnerungen von ihnen, wohl aber von estnischen Soldaten und aus anderen Quellen. Man kann von einer gemeinsamen estnisch-amerikanischen Schlacht gegen die Landeswehr sprechen, da sich ein amerikanischer Offizier, der später im Zweiten Weltkrieg kämpfte, in einem estnischen Panzerzug befand. Generell nahmen viele spätere Offiziere und Kommandeure des Zweiten Weltkriegs an den Schlachten bei Cēsis teil, insbesondere auf deutscher Seite.

Der estnische Panzerzug erreichte Cēsis am 2. Juni 1919 und fuhr einen Tag später nach Ieriķi, wo Verhandlungen mit der Landeswehr stattfanden, die jedoch ergebnislos verliefen. Am 5. Juni, als sich der Panzerzug erneut der Amata-Brücke näherte, kam es zu einem Gefecht mit den Deutschen. Der Panzerzug nahm auch an den Kämpfen bei Cēsis einen Tag später teil und unterstützte die Soldaten der Schulkinderkompanie, die von der Einkesselung bedroht waren. Obwohl die Deutschen versuchten, die Gleise zu demontieren, um dem Zug den Rückzug abzuschneiden, gelang ihm die Flucht über die Rauna-Brücke.

In der Nacht des 23. Juni 1919, während der Schlacht um Cēsis, gab die Landeswehr Cēsis auf und zog sich zum Fluss Amata zurück. Auf dem Rückzug brannten die Deutschen das Gebäude der Lettischen Gesellschaft von Cēsis nieder und sprengten die Brücke über die Amata.

Virtual-Reality-Fernglas "Schlachten von Cēsis"

Die Schlacht von Cēsis war einer der wichtigsten Wendepunkte im Verlauf des lettischen Unabhängigkeitskrieges (1918 - 1920). Am 5. Juni 1919 begann die erste Phase der Schlacht von Cēsis mit einem Zusammenstoß zwischen gepanzerten Zügen der estnischen Armee und Einheiten der Landesvær in der Nähe des Bahnhofs Ierikai in der Nähe der Brücke über Amata. Zum Gedenken an dieses Ereignis wurde in der Nähe des Bahnhofs Ierikai ein touristisches Objekt geschaffen, das die Möglichkeit bietet, die Geschichte der Geschichte mit den Möglichkeiten der modernen Technologie - mit Hilfe der virtuellen Realität - zu erleben. Das fünfminütige Video „BATTLE FOR OFFICE BRIDGE“ ist täglich kostenlos im Virtual-Reality-Fernglas zu sehen. Videodauer: 5 Min., LV mit Untertiteln LV, ENG, EST und EU.