Bericht des Obergefreiten Felker über die Aufklärungsschlacht am 8. und 9. November 1944 im Selješa-Heim in Zvārde
Völcker war ein 20-jähriger junger Mann, der im Nachrichtendienst der nationalsozialistischen deutschen Armee diente. Er erzählt von den Ereignissen des 8. und 9. November, die das Frontgeschehen in Zvārde anschaulich widerspiegeln, wo sich die Frontlinie vier Monate lang hin und her bewegte, auch in der Nähe der Ķērkliņi-Kirche.
Unsere arg dezimierte Division wurde im November 1944 regelmäßig als eine Art "Feuerwehr" gebraucht. Auf LKW's verladen; wurden wir zu den Brennpunkten gebracht und mussten meistens Fronteinbrüche begradigen, um danach wieder zu einem anderen Ort gebracht zu werden.
So kam es, dass ich noch nicht sagen kann, an welchem Ort ich mich an jenem Nachmittag des 08.11.44 aufgehalten hatte. Unser Regimentsnachrichtenzug hatte sich in einem Unterstand, den wir "Kartoffelbunker" nannten, niedergelassen. Mein Kamerad, Gefreiter Xödl, ein kräftiger 20-jähriger Kerl aus Passau, lag langgestreckt hinter mir im Gras und schlief fest. Der Iwan hatte mit seinem Artilleriefeuer eine längere Pause gemacht, und jeder nutzte die momentane Ruhe. Ich saß da und schnitzte an einem Stock, als eine einzige russische Granate unten im Tal einschlug. Nichts Aufregendes, aber ich erkannte, dass unsere Telefonleitungen, die dort unten verlegt waren, etwas abbekommen haben mussten.
Bevor unser Uffz Dorst mir einen entsprechenden Befehl geben konnte, hatte ich mir mein Reparaturmaterial,(Isolierband, Zange) bereits genommen und meldete mich bei Dorst ab. Ich sagte ihm, dass er den Gefreiten Xödl nicht zu wecken brauchte. Das kleine Problem könnte ich auch alleine lösen. Ich stieg ins Tal hinab und hatte die schadhafte Stelle auch schnell gefunden. Ich reparierte die Leitung und prüfte zum Schluss mit den Fingern, ob Energiefluss vorhanden war. Ich wollte wieder zu unserem Unterstand zurück und war vielleicht 50 m weit den Hang hochgekommen, als mir unser Uffz Dorst den Hang herunter entgegenkam. Wild gestikulierend rief er mir zu, ich sollte zurück in Richtung Wald laufen, die Russen brächen durch. Aus dem " Kartoffelbunker" rannten die Kameraden meines Zuges den Hang hinunter auf mich zu und hinter Ihnen die russischen Soldaten mit ihrem "Urräh"-Geschrei und heftigem Infanteriefeuer.
Wir rannten bis in den nächsten Wald hinein und trafen dort auf andere, kleinere zusammengewürfelte Einheiten, die uns halfen, den Einbruch, der Gott sei Dank ohne Panzerunterstützung vorgetragen worden war, zum Stehen zu bringen. Es war keine Großoffensive, eher ein Scharmützel, aber die russischen Soldaten hatten sich ohne größere Probleme auf dem Hügel festgesetzt. Vermutlich war der russischen Führung durch Aufklärung bekannt geworden, dass unsere Bewaffnung in Bezug auf schwere Waffen, mehr als erbärmlich war. Wir saßen im Wald und beobachteten die russischen Soldaten, die ihre Stellung auf dem Hügel weiter ausbauten. Eine Möglichkeit, sie an ihrem Vorhaben zu hindern, gab es nicht.
Nach zwei Tagen hatten wir mit Hilfe einer Panzereinheit, deren Chef ein Hauptmann Fehrmann (phon.) war, einen Gegenstoß machen können, bei dem wir die Höhe mit dem "Kartoffelbunker" wieder einnehmen konnten. Kurz vor der Stelle, an der ich vor zwei Tagen die Leitung geflickt hatte, lag mein Freund Xödl, von einem Kopfschuss tödlich getroffen. Es tröstete mich ein wenig, dass er von seinem Tod nichts gespürt haben muss.
Von meiner Division haben nur etwa 70 Soldaten den Krieg überlebt. Einige, so wie ich, mit mehr oder weniger schweren Verwundungen, andere, wie der Gefreite Rittweiler, der im Dezember 44 nach stundenlangem Trommelfeuer den Verstand verloren hat. Bis heute sind die Erinnerungen zwar verblasst, aber selbst heute noch, mit fast 80 Jahren, in den Träumen manchmal doch noch sehr intensiv...
www.kurland-kessel.de
Zugehörige Zeitleiste
Zugehörige Objekte
Ruinen der Ķērkliņu-Kirche
Die Ruinen der Kirche von Ķerkliņu befinden sich etwa 5 Kilometer nordwestlich von Kokmuiža, in der Nähe des Ķerkliņu-Sees. Die Kirche wurde 1641 von Heinrich von Dönhoff (Derkarth), dem Besitzer des Gutshofs Ķerkliņi, erbaut. Die ursprüngliche Holzkirche wurde durch einen Steinbau ersetzt, unter dem Gräber für die Toten der Familien Dönhof und später Kleist errichtet wurden. Die Gräber wurden bereits während der Unruhen von 1905 zerstört, aber 1949 wurden die Särge von den Gräbern in die Kirche gebracht. Die Kirche war ein Beispiel für den kurzzeitigen Barockstil - ihre Schnitzereien wurden von den Holzschnitzern aus Kuldīga und Liepāja angefertigt. Obwohl die Besitzer des Schlosses und der Kirche zu verschiedenen Zeiten von finanziellen Problemen geplagt waren, wurde die Kirche im Laufe ihres Bestehens mehrmals umgebaut. Sie wurde auch im Ersten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen, woraufhin die Gemeinde das Mauerwerk 1929 wieder aufbaute und 1934 eine Orgel einbaute. Leider wurde die Kirche während des Zweiten Weltkriegs beschädigt und vieles ging verloren. Es ist daher lobenswert, dass vor dem Wiederaufbau der Kirche im Jahr 1933 viele einzigartige Barockskulpturen fotografiert und inventarisiert wurden und sogar in den Archiven des Denkmalamtes landeten. Mit der Errichtung der Mülldeponie und der Vertreibung der Bewohner wurde die Kirche nie restauriert. Heute sind die Kirchenmauern und der Turm zu sehen.
Luft-Boden-Schießplatz der Sowjetarmee in Zvārde
Die Deponie Zvārde befindet sich in der Gemeinde Zvārde, Region Saldus. Es handelt sich um ein ehemaliges militärisches Flugübungsgelände der UdSSR, das mehr als 24 000 Hektar umfasst.
Auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes befinden sich mehrere Stätten: der Offizierskurgan, die Ruinen der Kirchen von Zvārde und Ķērkliņi, der Friedhof von Rīteļi, der ehemalige Armeestützpunkt "Lapsas" und andere. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich an der Stelle des Aussichtsturms das Haus "Vairogi". Beim Bau des Polygons wurden die Überreste des Bauernhofs - Mauern, Reste des Apfelgartens und ein Teil der Ruinen des Herrenhauses von Veczvārde - zu einem Hügel aufgeschüttet, auf dem der Aussichtsturm errichtet wurde. Er diente als Beobachtungspunkt für die Koordinierung der Übungsmanöver der Armee. Dieser Ort ist im Volksmund als Kurgan bekannt. Von der Anhöhe aus überblickt man den ehemaligen Truppenübungsplatz und die bewaldeten Gebiete des Naturparks und Naturschutzgebiets Zvārde. Ein guter Ort für die Vogelbeobachtung. Die Umgebung von Kurgāns ist nicht landschaftlich gestaltet.
Ruinen der Zvārde-Kirche
Die Ruinen der Zvārde-Kirche befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Zvārde, in der Nähe des sogenannten "Kurgan der Offiziere". Nach anderthalb Kilometern kommt man an eine T-Kreuzung mit dem nahe gelegenen Friedhof Rīteļi.
Die erste hölzerne Kirche und das Pfarrhaus wurden hier 1567 erbaut, die steinerne Kirche wurde 1783 auf Kosten der örtlichen Bauern, der Adligen von Kurzeme und des Herzogs von Kurland Peter Byron errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden das Dach und der Turm der Kirche bei den Kämpfen beschädigt. Als das sowjetische Verteidigungsministerium 1953 die Einrichtung eines Flugplatzes auf dem Gelände beantragte, wurden die Zvārde-Kirche, die Ķerkliņi-Kirche und der Rīteļi-Friedhof in die Mitte des Flugplatzes gelegt - neben einen künstlichen Flugplatz mit Zufahrtsstraßen und Verteidigungsstellungen, der von sowjetischen Piloten als Ziel genutzt wurde. Hier flogen Flugzeuge von Flugplätzen in Lettland und anderen Orten der Sowjetunion ein. In weniger als 40 Jahren wurden die Kirche, der Friedhof, das ehemalige Herrenhaus und Dutzende von umliegenden Gebäuden zu Ruinen.
Beobachtungsturm der Sowjetarmee (Kurgan der Offiziere)
Der "Offizierskurgan" befindet sich weniger als einen Kilometer von den Ruinen der Zvārde-Kirche entfernt. Der Kurgan besteht aus den Ruinen und Überresten der umliegenden Häuser und des Gutshofs, die zusammengeschoben wurden. Auf dem Kurgan wurde ein Aussichtsturm errichtet. Laut Inschrift wurde der heutige Turm 1981 errichtet. Der Turm diente der Erfassung von Bombentreffern. Die Übungsbomben hatten einen geringeren Sprengstoffgehalt, so dass ihre Treffer sorgfältiger beobachtet werden mussten. Nicht explodierte Bomben wurden sofort neutralisiert, aber nicht alle konnten gefunden werden.
Die Überreste des Turms sind heute hier zu sehen - die Backsteinmauern. Da die Sperrmauer relativ hoch liegt, kann man an einem klaren Tag sogar die litauische Ölraffinerie in Mažeikiai sehen.