Bahnhof Mazeikiai Gedenkstätte
Der Bahnhof lag im Zentrum von Mažeikiai und wurde somit zum Dreh- und Angelpunkt der Stadtentwicklung. Er nahm am 4. September 1871 seinen Betrieb auf, direkt neben der neu gebauten Bahnstrecke Liepaja–Romnai. Die 1876 errichtete Passagierhalle war das erste Backsteingebäude, um das sich die Stadt allmählich entwickelte. Wenige Jahre später wurde Mažeikiai (damals Muravjov genannt) mit Riga verbunden.
Bis 1918 war der Bahnhof, wie die Stadt Mažeikiai, nach dem Generalgouverneur von Vilnius, Muravjov, genannt „Korik“, benannt, der für die Niederschlagung des Aufstands von 1863/64 bekannt war. Zahlreiche historische Persönlichkeiten besuchten den Bahnhof: Während des Ersten Weltkriegs speiste Kaiser Wilhelm II. des Deutschen Kaiserreichs im Bahnhofsrestaurant, wo der Kommandeur der Bermontin-Kompanie, Oberst Bermontas-Avalovas, zum General befördert wurde. 1927 besuchte der Präsident der Ersten Republik Litauen, Antanas Smetona, den Bahnhof. In der Nähe des Bahnhofs kam es zu Gefechten zwischen den Verteidigern der litauischen Freiheit und der Mažeikiai-Kompanie sowie den Roten Lettischen Schützen, die auf Seiten der Roten Armee kämpften.
Im Jahr 1941 und nach dem Krieg wurden Bewohner der Region Mažeikiai vom Bahnhof deportiert. Unter ihnen war die vierjährige Bronė Liaudinaitė-Tautvydienė (Vorsitzende des Mažeikiai-Zweigs des Litauischen Verbandes der politischen Gefangenen und Deportierten) mit ihrer Familie und vielen anderen Familien.
Auch heute noch erfüllt der Bahnhof seinen ursprünglichen Zweck. Eine Gedenktafel an seiner Mauer erinnert an die Deportationen nach Russland im Jahr 1941 und in der Nachkriegszeit. Jedes Jahr am 14. Juni wird dort der Tag der Trauer und Hoffnung begangen.
Verwendete Quellen und Referenzen:
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