Sowjetische Doppelagenten
IV Die sowjetische Besatzung und der Kalte Krieg, III Nationale Partisanenbewegung - Waldbrüder
Anfang der 1950er-Jahre begann der US-Geheimdienst CIA eine immer wichtigere Rolle bei den Geheimdienstoperationen gegen die UdSSR zu spielen und koordinierte seine Aktivitäten zunächst mit dem britischen MI6. Die Briten positionierten sich damals als Experten für Aktivitäten auf sowjetischem Territorium, da sie sowohl Agenten eingeschleust als auch Informationen beschafft hatten. Sie teilten außerdem allgemeine Informationen über die UdSSR mit den Amerikanern. All diese Informationen erwiesen sich jedoch als sowjetische Desinformation der Spionageabwehr.
Folglich änderten sich 1951 die Prioritäten im sowjetischen Nachrichtendienst. Zuvor lag die Hauptverantwortung für die Spionageabwehr beim britischen und dem sowjetischen MGB 2. In der Struktur der Hauptverwaltung waren, nach dem slawischen Alphabet, Teil 2A für Spionageabwehroperationen gegen England, Teil 2B für Spionageabwehroperationen gegen die USA und Teil 2V für Spionageabwehroperationen gegen lateinamerikanische Länder zuständig.
Am 25. Dezember 1951 erfolgte eine Reorganisation, in deren Zuge die Buchstabenbezeichnungen durch numerische Bezeichnungen ersetzt wurden. Die USA wurden zum Hauptfokus der Spionageabwehr. So war in der 2. Hauptverwaltung des MGB der UdSSR die 1. Abteilung für Spionageabwehroperationen gegen die USA, die 2. Abteilung für Spionageabwehroperationen gegen England und die 3. Abteilung für Spionageabwehroperationen gegen die Bundesrepublik Deutschland zuständig. Diese Einteilung blieb bis zum Zusammenbruch der UdSSR bestehen.
Der sowjetische Geheimdienst hatte Agenten in den britischen und amerikanischen Geheimdiensten, die Informationen an den sowjetischen Geheimdienst weitergaben und gegen den Westen agierten. Sie waren Teil umfassenderer Maßnahmen des Moskauer Zentrums, in deren Folge gezielt vorbereitete Desinformationen an die Geheimdienste westlicher Länder „durchgesickert“ wurden. Zu diesem Zweck wurde Anfang der 1950er Jahre in Lettland sogar eine Schein-Einheit der Waldbrüder gegründet, um britischen Geheimdienstagenten eine „echte nationale Widerstandsbewegung“ vorzugaukeln. Der sowjetische Gegenspionage gelang es, sowohl die Briten als auch echte nationale Partisanen sowie den Hauptgegner – die CIA – zu täuschen, die zu dieser Zeit direkt Operationen in Lettland durchführte.
Weitere Informationsquellen
https://www.lsm.lv/raksts/dzive--stils/vesture/kgb-slepenie-arhivi.-spiegu-speles-latvija-cia-agenti-psrs-dienesta.a261845/
https://www.lsm.lv/raksts/dzive--stils/vesture/kgb-slepenie-arhivi.-spiegu-speles-latvija-patiesie-strikisu-raustitaji.a260177/
Zugehörige Zeitleiste
Zugehörige Objekte
Ausstellung zur Geschichte des KGB in Lettland im sog, “Eckhaus”
Das Gebäude der ehemaligen „Tscheka“ – des Staatssicherheitskomitees der UdSSR (später KGB) – in Riga ist heute öffentlich zugänglich. Hier wurden lettische Bürger von im Volksmund so genannten Tschekisten festgehalten, verhört und umgebracht, weil sie das Besatzungsregime als Gegner betrachtete. In dem Gebäude ist heute eine Ausstellung des Lettischen Okkupationsmuseums über die Aktivitäten des KGB in Lettland untergebracht. Es werden Führungen durch Zellen, Gänge, Keller und den Innenhof angeboten. Das Haus wurde 1911 erbaut und zählt zu den schönsten Bauten in Riga. Im Volksmund als „Eckhaus“ bekannt, wurde es zum schrecklichen Symbol des sowjetischen Besatzungsregimes in Lettland - eine der Stützen der Sowjetmacht. Die Tscheka nutzte das „Eckhaus“ während der sowjetischen Besatzung 1940/41 und dann erneut von 1945 bis 1991. Zehntausende Einwohner Lettlands waren von politischer Verfolgung direkt betroffen. Das harte Vorgehen gegen Gegner der sowjetischen Herrschaft wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Nach Stalins Tod änderten sich die Methoden des KGB unwesentlich. An die Stelle von physischer Folter trat nun Psychoterror. Die Mehrheit der Tscheka-Agenten bestand aus ethnischen Letten (52 %). Russen bildeten mit 23,7 % die zweitgrößte Gruppe. 60,3 % der Mitarbeiter gehörten nicht der Kommunistischen Partei an, 26,9 % verfügten über einen Hochschulabschluss. Das System war darauf ausgerichtet, die lokale Bevölkerung einzubinden und so die Kontrolle über die Gesellschaft zu erlangen. Die Korrespondenz und die Akten der KGB-Mitarbeiter befinden sich heute in Russland. Sie sind für lettische Behörden und Historikern nicht zugänglich.
Lettisches Okkupationsmuseum
Die Museumsausstellung beleuchtet die Geschichte Lettlands von 1940 bis 1991, also die nationalsozialistische und die sowjetische Besatzungszeit.
Das „Haus der Zukunft“ ist ein Projekt des renommierten lettisch-amerikanischen Architekten Gunārs Birkerts zur Renovierung und Erweiterung des lettischen Okkupationsmuseums sowie zur Schaffung einer neuen Ausstellung. Die Ausstellung „Die Geschichte des KGB in Lettland“ befindet sich im sog. Eckhaus, dem ehemaligen Gebäude des Staatssicherheitskomitees der UdSSR (KGB). Das Lettische Okkupationsmuseum wurde 1993 gegründet.
Es erinnert an die lange verdrängte Geschichte Lettlands: den Staat, sein Volk und das Land unter zwei totalitären Mächten von 1940 bis 1991.
2020 umfasste der Museumsfundus mehr als 70000 Objekte (Dokumente, Fotos, schriftliche, mündliche und materielle Zeitzeugnisse, Gegenstände und Erinnerungsstücke). Museumsmitarbeiter haben mehr als 2400 Videozeugnisse aufgezeichnet – eine der größten Sammlungen zum Phänomen Besatzung in Europa. Die Ereignisse, die über die Menschen in Lettland, Litauen und Estland hereinbrachen, sind ein lebendiges Zeugnis für die Erfahrungen der Völker zwischen zwei totalitären Regimen.
Zugehörige Geschichten
Alfred Riekstins, genannt „Imants“, stirbt infolge des Verrats durch einen sowjetischen Doppelagenten.
Alfred Riekstins, ein lettischer Legionär, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für die Arbeit mit dem US-Geheimdienst CIA rekrutiert.
