Fluchtversuch aus der UdSSR

Junge Leute und Ausländer, die mit der Sowjetzeit nicht vertraut sind, werden es schwer finden zu glauben, dass es für einen sowjetischen Bürger praktisch unmöglich war, die UdSSR legal zu verlassen.

Die Grenzregion der Sowjetunion wurde zu Sowjetzeiten streng bewacht. Jeden Abend wurde der Strand bis ins Meer gefegt, um am Morgen Spuren potenzieller Grenzübertreter zu erkennen. Unzufriedene Menschen zeigten viel Einfallsreichtum bei ihren Versuchen, illegal aus der Sowjetunion zu fliehen. Die meisten dieser Versuche scheiterten.

Die letzte bekannte Flucht aus Liepāja fand 1984 unter der Führung von Raimonds Bitenieks, dem späteren Gründer von LCTAG* „Helsinki-86“, statt. In einer stürmischen Nacht stießen zwei mutige Männer zusammen mit ihren jugendlichen Kindern ein Boot am Ende der Pērkones-Straße ins Meer und steuerten die freie Welt an. Ihr Kurs war auf Gotland, das sie jedoch nicht erreichen sollten. Die Wellen waren zu hoch für das kleine Boot, das der Sturm wie eine Eierschale auf dem Wasser hin und her wirbelte. Ständig strömte Wasser ins Boot und löschte die Motoren. Die Kinder pumpten unaufhörlich Wasser heraus. Die Lage spitzte sich zu. Beim Versuch, die ausgefallenen Motoren wieder zu starten, wurde Raimonds’ Freund vom Sturm über Bord geschleudert und brach sich den Arm. Doch niemand verlor den Mut. Sie hatten neutrale Gewässer erreicht und klammerten sich an die Hoffnung, von einem schwedischen Schiff aufgenommen zu werden. Doch es sollte anders kommen. Im Morgengrauen bemerkten Grenzbeamte die Fußspuren am Strand und schlugen Alarm. Statt der erwarteten westlichen Welt erwarteten sie KGB-Verhöre und sowjetische Gefängnisse (Komitee für Staatssicherheit). Die lettische Menschenrechtsgruppe „Helsinki-86“ wurde im Sommer 1986 in Liepāja von Linards Grantiņš, Raimonds Bitenieks und Mārtiņš Bariss gegründet.

Erzähler: Normunds Krafts; Diese Geschichte aufegschrieben: Monta Krafte

Ihre Kommentare

Gut gemacht! Auch ich versuchte aus Hass zu fliehen und wurde deshalb in eine psychiatrische Klinik in Leningrad eingewiesen. Mit freundlichen Grüßen Vladimir Kaminsky.

 
Владимир
29.08.2023, 14:08:48