Militärflugplatz in der Nähe von Tukums

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Die kaum sichtbaren, grasbewachsenen Hangars an der Straße nach Tukums beherbergten zu Sowjetzeiten Kampfflugzeuge der Armee. Schon damals waren Flugfeld und Hangars getarnt, und die Ortsunkundigen ahnten nichts davon.

Fährt man auf der Autobahn Ventspils, etwa einen Kilometer vor der Abzweigung nach Tukums, sieht man selbst vom Pkw aus rechts die mit Gras und Grün überwucherten Hangars, in denen einst sowjetische Kampfflugzeuge standen. Zu Sowjetzeiten hätte wohl niemand vermutet, dass sich neben der Autobahn ein Militärflugplatz verbarg. Doch dieser Flugplatz verbarg nicht nur Kampfflugzeuge, sondern auch etwas anderes: mobile Raketenwerfer mit Raketen. Um diese Waffen vor neugierigen Blicken zu verbergen, wurde auf die massiven Raketenwerfer der Schriftzug „Ogņeopasno“ – feuerfest – aufgemalt. So konnte die lokale Bevölkerung den Eindruck gewinnen, dass mit den panzerähnlichen Fahrzeugen Treibstoff und nicht Raketen transportiert würden. Heute wird der Flugplatz unter anderem für kleinere Luftfahrtzwecke genutzt. Am 8. April 1950 schossen sowjetische Jagdflugzeuge vor Liepāja ein US-amerikanisches Flugzeug mit zehn Mann Besatzung ab, das angeblich in sowjetische Hoheitsgewässer eingedrungen war und spionierte. Das Schicksal der Piloten ist bis heute ungeklärt, doch die Jagdflugzeuge waren direkt vom Flugplatz Tukums aus gestartet, um die US-Maschine abzufangen. Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Schreier beschrieb diesen Vorfall in seinem Roman „Hauptmann Loyas Traum“, der auch ins Lettische übersetzt und in der Lettischen SSR veröffentlicht wurde – offenbar mit der Absicht, den lettischen Lesern dieses Ereignis korrekt darzustellen.

Diese Geschichte aufegschrieben: Normunds Smaļinskis
Verwendete Quellen und Referenzen:

Ein anonymer Soldat, der während der Sowjetzeit eine Zeit lang auf dem Flugplatz Tukums stationiert war.

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Zugehörige Objekte

Luftfahrtmuseum „SKY ZOO“

Die Luftfahrtausstellung „SKY ZOO“ liegt in der Gemeinde Smārde in der Region Tukums, auf dem Territorium des „Jūrmala Airport“, dem einstigen Militärflugplatz Tukums. Gezeigt werden die Flugzeugtypen YAK-40, AN-2, SU22M4, PZL TS-11 Iskra sowie der Hubschraubertyp MI-24. Zu besichtigen sind außerdem Hangars, Flugzeughallen sowie Flugplatz-Servicetechnik. Der Flugplatz wurde sowohl von den deutschen als auch von den sowjetischen Streitkräften genutzt. Während der sowjetischen Besatzungszeit zählte er zu den wichtigsten Militärflugplätzen in Lettland. Die hier stationierten Kampfflugzeuge waren für Angriffe auf gegnerische Schiffe sowie die Zerstörung von Küstenbefestigungen vorgesehen. In der Nacht des 9. November 1975 wurde auf dem Flugplatz Tukums Gefechtsalarm ausgelöst – das bedeutete, ein feindliches Kriegsschiff befand sich in den Hoheitsgewässern der Sowjetunion, in der Rigaer Bucht, und musste unschädlich gemacht werden. Mehrere Flugzeuge stiegen von Tukums aus auf. Es handelte sich jedoch um das sowjetische Marineschiff „Сторожевой“ (dt. Wächter), auf dem ein bewaffneter Aufruhr gegen das bestehende Sowjetregime ausgebrochen war. Als die Flugzeuge das Kriegsschiff erreichten, kam es zu einem Zweikampf. Später wurde der Anführer der Aufständischen, der sowjetische Marineoffizier Waleri Sablin, verwundet, was zum Ende der Meuterei führte. Er wurde wegen Heimatverrats zum Tode verurteilt. Dieses dramatische Ereignis bildete einen der Höhepunkte der Unzufriedenheit mit dem bestehenden Regime, die später zu seinem Zusammenbruch führte.