Historische Zeugnisse in den Klippen Līči – Laņģi
Fragmente aus der Geschichte des Lokalhistorikers Aivars Viļnis über die Geschichte und ihre Spuren, die in Lode und Liepa, im heutigen Gebiet der Gemeinde Cēsis, gefunden wurden.
„Roter Lehmboden, Ziegelsteine, 400 Millionen Jahre alte Gürteltiere, eine Felsenstadt, deren Sandsteinmauern die gesamte Geschichte Lettlands erzählen, überwucherte Hausfundamente – an einem Ort, an dem sich einst die lettische Elite der Vorkriegszeit versammelte. Und all das in der Gemeinde Liepa, Bezirk Priekuļi, hinter den unansehnlichen Plattenbauten aus der Sowjetzeit, an denen Naturliebhaber verächtlich vorbeigehen.“
Aivars kennt sich bestens mit „Lode“, Ziegeln und Liepa aus. Er wurde in Liepa geboren, und seine gesamte Familiengeschichte ist mit der Ziegelei „Lode“ verbunden, wo er sich 1977, direkt nach dem Abitur, bewarb und bis heute arbeitet. Wie sein Vater erforscht auch Aivars die Geschichte der Gemeinde, insbesondere die Geschichte der Ziegelherstellung, die zu seiner größten Leidenschaft geworden ist.
(..) Im Jahr 1973, mit der Gründung des Gauja-Nationalparks, wurden nicht nur die kilometerlange Sandsteinwand [Līči – Laņģi-Klippen] unter staatlichen Schutz gestellt, sondern auch die Inschriften darauf. (..)
Eine alternative Geschichte wird durch Kratzer in den Felswänden offenbart: Einige sind deutlich, andere völlig unentzifferbar. (..)
„Krylov 1942.“ Soviel weiß Aivars über diese Inschrift: „Während der deutschen Besatzung wurden russische Kriegsgefangene in Bauernhäuser geworfen. Mir fiel auf, dass einer von ihnen die Inschrift eingeritzt hatte. Ich dachte: Na ja, so schlimm war das Regime ja doch nicht, wenn die Gefangenen spazieren gehen durften. Später erfuhr ich, dass es damals in Lejas Lodēs ein Gefangenenlager gab. Ein Adliger namens Krylov stammte aus einer georgischen Adelsfamilie und arbeitete als Übersetzer für die Deutschen. Er war privilegiert und mit dem Besitzer von Kalna Lodēs befreundet. Als 1942 in Liepā ein deutscher Offizier erschossen wurde, wurde das Gefangenenlager nach Valka verlegt.“ (…) „1909. K. Maizītis.“ Aivars vermutet, dass in seiner Jugend der Kavalier des Ordens von Lāčplēsis, Kārlis Maizītis, der 1919 in der Schlacht von Pinkie fiel und auf dem Friedhof von Liepa begraben wurde, hier ein Autogramm hinterlassen hat.
(..) Eine Inschrift scheint Aivars Vilnis besonders wichtig. In sauberer Handschrift steht dort in großen Buchstaben „Uguņi“ und daneben das Datum: 19. Juni 1949. Man spürt, dass diese Inschrift, anders als die anderen, nicht einfach so entstanden ist. „Im März fand die Evakuierung statt, im Juni der Schulabschluss. Es gibt hier keinen solchen Hausnamen oder Familiennamen. Ich gebe zu, dass „Uguņi“ nach dem Krieg eine Gruppe militanter junger Leute war. Das ist natürlich nur eine Vermutung, denn es gibt keinerlei Beweise dafür.“
(..) Es regnet in Strömen, wir bleiben im Lehm stecken, aber wir geben nicht auf – langsam heben wir die Füße vom Lehm und waten weiter. „Alle Paläontologen der Welt kennen den Lehmbruch ‚Lode‘“, beginnt Aivars. Im Frühjahr 1970 entdeckte der Geologe Visvaldis Kuršs im Lehmbruch Fossilien devonischer Fische. Es war ein ganzer Friedhof. Das Einzigartige an dem Fund war, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Paläontologie vollständige Fischfossilien gefunden wurden, nicht nur Fragmente. Der Fund revolutionierte die Wissenschaft, denn er bewies, dass die gepanzerte Fischart – Asterolepis ornata – anders aussah als bisher angenommen, nämlich dass sie einen längeren Schwanz hatte. Doch alles begann an einem Frühlingsnachmittag im Jahr 1970, als Anna Babre im Steinbruch stand und die Flöze zählte. Die Arbeiten waren fast abgeschlossen, als Anna bemerkte, dass sich an einer Stelle eine ebene Fläche bildete, auf der verschiedene Knochen sichtbar waren. Sie war es, die mit über dem Kopf verschränkten Armen die Bulldozer anhielt und zum Chef ging, um ihm von der Entdeckung zu berichten. Die Ausgrabungen wurden unter der Leitung der Geologin Ľubova Ľarska fortgesetzt. Einige der im Steinbruch „Lode“ gefundenen devonischen Fischfossilien können im Lettischen Naturhistorischen Museum besichtigt werden.
Hauka, E. Lesen wir das Gürteltier oder Auf der Suche nach der verlorenen Zeit in den Klippen von Līču-Lģi [online]. [Zugriff am 19.04.2024]. Verfügbar unter: https://www.tvnet.lv/6973960/ejam-lasit-brunuzivis-jeb-zuduso-laiku-meklejot-licu-langu-klintis




