„Das Kernkraftwerk der Lettischen SSR wird hier sein!“
Erinnerungen von Andris Zaļkalns (geb. 1951, Vorsitzender des Rates der Volksdeputierten des Dorfes Vērgale (1982-1989)) an die Zeit, als in Akmeņrags beinahe ein Kernkraftwerk gebaut worden wäre.
Aufgrund der Grenzregion und der russischen Besatzung blieb die Gegend um Akmesrags weitgehend unbewohnt, obwohl es früher sowohl um Rudupi (Rudenieki) als auch um Akmensrags (Radzenieki) zahlreiche Häuser gab. Die Bewohner dieser Orte wurden regelrecht „vertrieben“, wie Tālis Vaiders oder Tālivaldis Sils (geb. 1927 – gest.?) in der Erzählung „Rudenieki“ beschrieben. Vor fünf Jahren versuchten wir gemeinsam mit Schülern, die Orte und Namen der alten Behausungen zu erforschen und zu erhalten. Wir fertigten Eichentafeln mit den Namen der Häuser an und brachten sie an den Standorten der alten Bauernhöfe an.
In Akmensrags war der Bau eines Kernkraftwerks geplant. Ende der 1980er Jahre gelangte das Thema an die Öffentlichkeit und auch die Gemeinderäte erfuhren davon. 1989, als die Ereignisse von Tschernobyl noch in frischer Erinnerung waren, schlossen sich Aktivisten aus allen umliegenden Dörfern – Saka, Pāvilosta, Medze und Vērgale – zusammen und protestierten. Auf meine Initiative hin schrieben wir einen Brief an die Zeitung „Cīņa“ des Zentralkomitees der Lettischen Kommunistischen Partei (LKPCK). Darin argumentierten wir gegen den Bau des Kernkraftwerks, da wir eine Wiederholung der Tschernobyl-Katastrophe und der Deportationen der 1940er Jahre verhindern wollten. Gleichzeitig sammelte ein Einwohner von Saka mehrere Zehntausend Unterschriften gegen den Bau des Kernkraftwerks. Gemeinsam organisierten wir ein Treffen mit dem Kreativteam der Sendung „Labvakar!“. Sie kamen zum Leuchtturm von Akmensrags, die Journalisten E. Inkēns und O. Rubenis sowie ein Kameramann waren dabei. Wir bestiegen den Leuchtturm und gingen zu dem Ort, an dem der Bau des Atomkraftwerks geplant war. Dort soll ein Eichenpfahl mit der Inschrift in Russisch und Lettisch – „Hier wird das Atomkraftwerk der Lettischen SSR stehen!“ – im Boden vergraben gewesen sein (ich habe ihn nicht wiedergesehen). Der Ort lag etwa einen Kilometer vom Leuchtturm entfernt in Richtung Pāvilosta, direkt am Meer. Die Veranstaltung war schon damals sehr laut, aber das hätte wohl nicht sein müssen, denn die UdSSR war ja bereits zusammengebrochen.
Zugehörige Zeitleiste
Zugehörige Objekte
Leuchtturm Akmensrags und Schicksal von "Saratov"
Der Leuchtturm gehört zur Gemeinde Saka und liegt etwa 10 km südwestlich von Pāvilosta. Er ist über eine Wendeltreppe zu erreichen und bietet einen Rundblick auf das Meer und die umliegenden Wälder. Der heutige 37 m hohe Leuchtturm wurde 1921 errichtet, nachdem der Vorgängerbau im Ersten Weltkrieg zerstört wurde.
Der Leuchtturm von Akmenrags ragt in seiner Bedeutung über alle anderen Leuchttürme Lettlands hinaus – steht er doch an einer der gefährlichsten Stellen für die Schifffahrt an der gesamten Ostseeküste. Sein Leuchtfeuer markiert eine etwa zwei Seemeilen bzw. 3,7 km lange steinige Sandbank, die sich in nordwestlicher Richtung im Meer erstreckt. Die Wassertiefe beträgt hier nur etwas mehr als zwei Meter. Der Leuchtturm steht an seiner ursprünglichen Stelle, aber die Küstenlinie hat sich ihm bis heute immer mehr angenähert. Obwohl hier seit 1879 ein Leuchtfeuer die Schifffahrt warnt, hat Akmensrags schon mehrere Schiffsunglücke erlebt. Das meiste Aufsehen erregte im September 1923 das Aufsetzen des lettischen Dampfers „Saratow“ auf die Sandbank. 1919 während des lettischen Unabhängigkeitskrieges hatte die Provisorische Regierung Lettlands kurzzeitig Zuflucht auf eben diesem Dampfer gesucht. In Akmensrags lag früher eine Einheit der sowjetischen Grenztruppen. Gebäude aus jener Zeit sind noch heute vorhanden.

