Erinnerungen von Kārlis Liberts an den Tag der Kapitulation der deutschen Armee in Ezere

KārļaLibertaskize.jpg
Skizze von Kārlis Liberts. Saldus-Land

Das Kultur- und Ortsgeschichtliche Archiv „Zollhaus“ von Ezere befindet sich in einem historisch bedeutsamen Gebäude. Am 8. Mai 1945 wurde hier die Kapitulationsurkunde der an der Kurzeme-Front eingekesselten deutschen Heeresgruppe „Kurland“ unterzeichnet.

Der ehemalige Soldat der Roten Armee, Kārlis Liberts, teilt seine Erinnerungen an die Ereignisse jenes Tages.

Karlis Liberts war ein junger Soldat der Roten Armee, der im Winter 1944/45 an den Weihnachtsschlachten teilgenommen und dabei eine Verwundung erlitten hatte. In seinem Tagebuch berichtete er, dass Soldaten von ihren Vorgesetzten gedemütigt wurden und dass von ihnen Geschicklichkeit im Kampf erwartet wurde. Seine Waffe war ein Gewehr mit aufgesetztem Bajonett, und anstelle eines Helms trug er einen Ohrenschutz. Wegen seiner Verletzung wurde er vor einem Militärgericht angeklagt.

In seinem Tagebuch schreibt Kārlis Liberts über das Zollhaus und seine Umgebung:

„Das neue Haus diente als Armeehauptquartier. Wir hatten keine Waffen. Wir schliefen nur Tag und Nacht. Dann kam der 8. Mai 1945. […] Ein Offizier sagte, heute würde der Krieg im Kurlandkessel entschieden werden. […]“

Nach kurzer Zeit hörten wir ein lautes Dröhnen. Russische Angriffsflugzeuge stürzten über den See in Richtung Liepāja. Ich zählte mehr als 17 Maschinen. Die Deutschen sollen das Feuer erwidert haben. Nach der zweiten Angriffswelle hissten sie weiße Fahnen.

Der Krieg ist vorbei.

Erzähler: Kārlis Liberts; Diese Geschichte aufegschrieben: Ieva Vilmane, Jana Kalve
Verwendete Quellen und Referenzen:

Saldus zeme, 08.05.2015.

KārļaLibertaatmiņasparvietukurparakstījakapit.jpg

Zugehörige Objekte

Zollhaus Ezere - Sammlung kulturhistorischer und heimatkundlicher Zeitzeugnisse

Das Zollhaus Ezere liegt unweit der Landstraße Saldus-Mažeikiai an der lettisch-litauischen Grenze. Am 8. Mai 1945 wurde in diesem Gebäude von den Befehlshabern der im Kurland-Kessel eingeschlossenen deutschen Heeresgruppe Kurland die Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Daher kann man das Ende des Zweiten Weltkrieges in Ezere verorten. Die Ausstellung im alten Zollhaus informiert über die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkrieges sowie über die historische Entwicklung der Umgebung von Ezere von der Vor- und Frühgeschichte bis in unsere Tage. Am Morgen des 7. Mai 1945 stellte der Befehlshaber der Leningrader Front, Marschall L. Goworow, ein Ultimatum an die Befehlshaber der Heeresgruppe Kurland und forderte sie auf, die Waffen niederzulegen. Die Kapitulationsakte wurde am 8. Mai von beiden Seiten unterzeichnet und das weitere Vorgehen vereinbart: die Orte der Waffenübergabe, der Umfang der vorzulegenden Dokumente und Informationen sowie weitere Maßnahmen praktischer Natur.