Die Marinefestung von Peter dem Großen
I Erster Weltkrieg
Russische Befestigungslinie, die vor und während des Ersten Weltkriegs von 1912 bis 1918 als Teil der Verteidigung von Sankt Petersburg, der Hauptstadt des Russischen Reiches, sowohl in Estland als auch in Finnland errichtet wurde.
Die Befestigung der Straße nach Sankt Petersburg wurde nach der russischen Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg (1904-1905) zu einer Priorität. Die Hauptlinie Tallinn-Naissaare-Porkkala ist als Marinefestung von Peter dem Großen bekannt, die der wichtigste und befestigteste Teil des Verteidigungsnetzes war.
Das Befestigungsnetz umfasste Marine- und Luftverteidigungsbatterien, Bunker, Schützengräben, befestigte Eisenbahnen und Autobahnen, Brücken, Häfen, Werften, Militärstützpunkte und vieles mehr.
Die Seefestung war unvollendet und wurde 1918 von sich zurückziehenden russischen Streitkräften gesprengt und teilweise zerstört. Trotzdem gelang es der neu gegründeten Republik Estland, ihre Küsten- und Seeverteidigung auf der Grundlage der Befestigungslinie aufzubauen. Die Strukturen auf der Insel Ägna waren am weitesten entwickelt.
Die Befestigungen wurden in den folgenden Kriegen selten verwendet, da sich die Kriegsführung zu diesem Zeitpunkt erheblich verändert hatte. Nachdem große Nationen in den 1950er Jahren artilleriegestützte Marine- und Küstenverteidigungspraktiken aufgegeben hatten, wurden die Einrichtungen weiterhin nur als Lager genutzt.
Heute sind fast alle Befestigungsanlagen stillgelegt und für Touristen geöffnet.
Zugehörige Objekte
Insel Naissaar
Die 19 Quadratkilometer große Insel in der Tallinner Bucht wurde 1912 unter dem russischen Zaren militarisiert, wobei die ansässige Bevölkerung zur Umsiedlung gezwungen wurde. In der Folge entstanden Häfen, Eisenbahnanlagen und mehrere Küstengefechtsstationen, die Teil der Seefestung "Imperator Peter der Große" wurden. Während des Ersten Weltkriegs und des nachfolgenden Freiheitskriegs befand sich auf der Insel auch ein Gefangenenlager. Nach der Unabhängigkeit Estlands war die Insel zwar Teil des Küstenschutzsystems, jedoch durfte die alteingesessene Bevölkerung zurückkehren. Während der sowjetischen Besatzung wurde die Insel vom Militär besetzt, es wurden ein Seeminendepot und ein Montagewerk errichtet. Auf Naissaar ist es immer noch möglich, Gebäude und selbst einige Ausrüstungsgegenstände zu besichtigen, die von der Sowjetarmee hinterlassen wurden. Ein Bunkersystem, das einst die Marinefestung bilden sollte, erstreckt sich tief unter der Erde. Einige der Bunker mit den dazugehörigen Geschützstellungen sind noch zugänglich. Die Insel kann an einem Tag erkundet werden. Naissaar verfügte über eine 40 km lange Schmalspurbahn, mit deren Bau 1913 begonnen wurde. Heute ist ein 2,4 km langer Abschnitt erhalten.
Ein Museum bietet den Besuchern eine breite Palette an Exponaten, die sie mit der Geschichte der Insel vertraut machen. Im Dorf Männiku befindet sich in einem Wohnhaus für Berufssoldaten aus der Sowjetzeit eine Ausstellung, die die Militärgeschichte der Insel darstellt.
Seeflughafen
Das Museum befindet sich im Stadtteil Kalamaja, direkt an der Ostsee in Tallinn.
Der Seeflughafen wurde während des Ersten Weltkriegs auf Befehl des russischen Zaren Nikolaus II. als Teil der Seefestung Imperator Peter der Große gebaut. Das in den historischen Wasserflugzeughangars untergebrachte Museum beherbergt fast 200 Originalexponate. Die Dauerausstellung wird durch Wechselausstellungen ergänzt. Die Wasserflugzeughangars sind architekturgeschichtlich einzigartig – ihre Kuppeldächer gehören zu den ersten Stahlbetonkonstruktionen der Welt.
Die Museumsprogramme und die Materialien für eigenständige Besuche sind für Kinder und Erwachsene gleichermaßen spannend und aufschlussreich.
Insel Aegna
Auf der drei Quadratkilometer großen Insel Aegna im nordöstlichen Teil der Tallinner Bucht wurden vor dem Ersten Weltkrieg ein System von Küstenbatterien und eine drei Kilometer lange Schmalspurbahn angelegt, was eine Fortsetzung der unter Peter dem Großen im 18. Jahrhundert begonnenen Seefestungsarbeiten darstellte. Die Bauarbeiten an der Alexander-Newski-Batterie begannen im Jahr 1915. An jedem Ende der 180 Meter langen Betonkonstruktion stand ein Panzerturm mit zwei 12-Zoll-Geschützen. Die Bedeutung von Aegna für die Küstenverteidigung der unabhängigen Republik Estland wird durch die Tatsache unterstrichen, dass zu Spitzenzeiten dort die Hälfte der estnischen Seefestungsmannschaften diente. Die vorhandene Infrastruktur ermöglichte es den Inselbewohnern, relativ unabhängig zu wirtschaften, was in kalten Wintern wegen der Unterbrechung des Schiffsverkehrs durchaus wichtig war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte Aegna bis 1957 eine Flugabwehreinheit der Baltischen Flotte der Sowjetarmee mit etwa 100 Marinesoldaten. In der Nähe des Suchscheinwerfer-Bunkers der Alexander-Newski-Batterie im Nordwesten der Insel wurde eine neue Flugabwehrbatterie gebaut, die aus vier ringförmigen Betonvertiefungen im Abstand von 45 m bestand. Als Waffen wurden 40-mm-Bofors-Flugabwehrgeschütze eingesetzt, die zuvor der estnischen Armee gehört hatten. Da die Küstengebiete Estlands während der Sowjetzeit größtenteils gesperrt waren, wurden Besuche der Insel Aegna erst in den letzten Jahren der Sowjetherrschaft möglich. Die Spuren der verschiedenen geschichtlichen Epochen sind noch heute zu erkennen.
Patarei-Seefestung (ehem. Westbatterie)
Die ehemalige Patarei-Seefestung befindet sich im Tallinner Stadtteil Kalamaja.
Mit dem Bau der einst "Westbatterie" genannten Festung wurde 1829 im Auftrag des russischen Zaren Nikolaus I. begonnen. Der Komplex wurde 1840 eingeweiht, doch damit war der Bau noch nicht beendet. Mit dem Ausbruch des Krimkriegs 1853 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut, da man befürchtete, dass englische und französische Schiffe Tallinn anlaufen könnten. Dies geschah zwar, aber größere Feindseligkeiten blieben aus; aus der Seefestung wurden nur wenige Schüsse abgefeuert. Im Jahr 1858 wurde die Nutzung der Westbatterie als Festung wegen des zunehmenden Einsatzes von Sprengstoffen aufgegeben; sie wurde zu einer Kaserne. Während der ersten Unabhängigkeit Estlands wurde die Westbatterie zu einem Gefängnis, das bis 2002 als solches genutzt wurde. Auch die beiden ausländischen Mächte, die Estland im 20. Jahrundert besetzt hielten, nutzten sie als Gefängnis. Die während dieser Zeiten dort begangenen Verbrechen machten den Ort äußerst berüchtigt. Die Sanierung des vier Hektar großen, architektonisch herausragenden Geländes begann 2020. Bis 2026 soll es zu einem eigenständigen Stadtquartier mit Gewerbe-, Wohn- und Freizeiteinrichtungen ausgebaut werden. Im Ostflügel werden ein Teil des ursprünglichen Inneren des Gefängnisses und der Innenhof, in dem die Häftlinge sich in minimal großen Käfigen an frischer Luft bewegen konnten, erhalten bleiben. Schon jetzt befindet sich dort eine fast 1200 Quadratmeter große Ausstellung über die Ideologie und die Verbrechen des Kommunismus sowie über die Geschichte des Gebäudes mit dem Titel "Der Kommunismus ist ein Gefängnis".