Ehemalige Holzverarbeitungsanlage „Vulkāns“
Eine leistungsstarke Fabrik mit einer reichen Geschichte, die bis ins Jahr 1878 zurückreicht.
Wer heute dem Pfad folgt, kann sich kaum vorstellen, dass sich an seinem Rand einst eine mächtige Fabrik mit reicher Geschichte befand. Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es Schweden, relativ sichere Streichhölzer herzustellen, die sich nicht bei der geringsten Reibung entzündeten. 1878 gründete der jüdische Geschäftsmann Louis A. Hirschman aus Kuldīga die Streichholzfabrik Kuldīga, die für ihr Rezept für eine sichere Zündmasse bekannt wurde, die in verschiedenen Farben – rot und gelb – erhältlich war. Bis 1930 zierte ein Hirsch die Etiketten der Streichholzschachteln, da der Nachname des Inhabers, „Hirsch“, im Deutschen „Hirsch“ bedeutet. Die Fabrik expandierte, wurde mit neuen Anlagen modernisiert und eine Niederlassung in Saldus eröffnet. Bereits 1890 wurden Streichhölzer in die USA, den Iran, Afghanistan, China und Japan exportiert. Bis 1901 hatte das Unternehmen elf Gold- und fünf Silbermedaillen gewonnen. Während des Ersten Weltkriegs ruhte der Betrieb, die Produktionsanlagen wurden jedoch nach Russland evakuiert. In der Zwischenkriegszeit wurde das Werk zu einer Sperrholzfabrik umgebaut und entwickelte sich in den 1930er Jahren zu einer der modernsten Sperrholzfabriken Europas. Die Produkte wurden nach Westeuropa exportiert. 1940 wurde das Unternehmen verstaatlicht. Infolge der Krise durch den Zweiten Weltkrieg ging die Produktion zurück. Während des Krieges wurde das Werksgelände militärisch genutzt, nach dem Krieg diente es bis 1949 als deutsches Kriegsgefangenenlager. Die Kriegsgefangenen wurden zur Holzernte im Wald, in der Produktion und für andere Arbeiten eingesetzt. Ende 1944, nach dem Rückzug der deutschen Wehrmacht, wurden die neuesten Maschinen demontiert und nach Deutschland exportiert. Elektromotoren, Getriebe und andere wertvolle Teile wurden ausgebaut. Die Arbeiter hatten jedoch die wertlosesten Teile geschickt in die Abtransportkisten gelegt. Dadurch konnte die Produktion nach der Kapitulation Deutschlands schnell wieder aufgenommen werden. Während der sowjetischen Besatzung produzierte „Vulkāns“ diverse Produkte – Sperrholz, Gehäuse für Radioempfänger, Klaviergehäuse der Marke „Estonia“, Küchengeräte, Schulmöbel und vieles mehr. In den 1980er und 1990er Jahren wurde der Betrieb durch Lieferverzögerungen bei Verbrauchsmaterialien und mangelnde Kooperation beeinträchtigt, und das Unternehmen geriet in Schieflage. Im Jahr 2000 brach bei „Vulkāns“ ein Feuer aus, und zwei Jahre später wurde die Aktiengesellschaft „Vulkāns“ für insolvent erklärt. 2010 wurde die Aktiengesellschaft „Vulkāns“ liquidiert. Infolge des langjährigen Betriebs hatten sich am Ufer der Venta riesige Abfall- und Sägemehlfelder angesammelt. Diese wurden inzwischen entfernt und das Flussufer aufgeräumt.
Holzverarbeitungsbetrieb „Vulkāns“ [online]. [Zugriff am 24.05.2024]. Verfügbar unter: https://industria.lndb.lv/companies/22/history
