Wie jemand in Ventspils mit einem selbstgebauten Boot den Grenzbeamten entkam
Zu Sowjetzeiten waren im Hafen von Ventspils Grenzpatrouillenschiffe stationiert, deren Aufgabe es war, die Ostsee zu überwachen und Grenzübertritte von beiden Seiten – von außen nach innen oder von innen nach außen – zu verhindern. In den 1970er Jahren ereignete sich jedoch in Ventspils ein außergewöhnlicher Vorfall, über den die Einwohner von Ventspils noch lange Zeit tuschelnd und herzhaft lachend erzählten.
Es gab da einen Kerl, der total auf schnelle Boote stand und alle möglichen Bootsmotoren baute und ausprobierte. Da es sich aber um ein ziemlich zwielichtiges kleines Städtchen an der Küste handelte, freundete er sich regelmäßig mit Grenzbeamten an und traf sich oft mit ihnen, um gemeinsam einen Schnaps zu trinken. Vor allem vor dem Militär machte er kein Geheimnis daraus, dass er Motoren und Wassersport liebte. So gelang es ihm eines Tages, irgendwo einen alten Wolga-Automotor aufzutreiben, ihn fachgerecht einzuklemmen und in sein Motorboot einzubauen. Da der Wolga-Motor nicht gerade klein war, musste auch das Motorboot ordentlich sein. Eines Abends, als er wieder mit den Grenzbeamten Schnaps trank, prahlte er damit, dass er nun ein schnelles Motorboot besäße. Da die Gäste wohl schon etwas angetrunken waren, schlugen sie eine Wette vor: Was war schneller, das Patrouillenboot der Grenzbeamten oder das Motorboot? Der Verlierer musste einen Kasten Schnaps kaufen! Der Kerl war zufrieden. Sie fuhren aufs Meer hinaus, der Wettkampf begann. Es stellte sich heraus, dass das Patrouillenboot in der ruhigen See schnell hinter das Schnellboot zurückfiel und nach einer kurzen Wendung in den Hafen zurückkehrte. Die Beamten warfen Geld hin und bestellten eine Kiste Wodka, die einen Moment später gebracht wurde. Da wurde ihnen klar, dass es doch keinen Gewinner gab. Sie tranken auch diesen Wodka und vergaßen den Rest, aber der Kerl war schon so weit weg, dass sie ihn nicht mehr einholen konnten. Offenbar hatte er sich gründlich auf diese Aktion vorbereitet, und seine Freundschaft mit den wodkaliebenden Grenzbeamten war ein gut geplanter Trick. Der Fall wurde vertuscht, aber der für die Staatsgrenze zuständige Beamte verlor seinen Rang.
Im Sommer 1984 erzählte ein aus Ventspils stammender Viesturs die Geschichte in der studentischen Bauwerksklasse: Der Nachname kann nicht mehr wiederhergestellt werden.