Ein Gast aus Schweden im Luftraum der Halbinsel Kõpu

19. September 1981. Ein 35-jähriger Schwede mit Pilotenschein verließ die psychiatrische Klinik Långbro und bat am Flughafen Bromma um ein Flugzeug, um einige Runden über Stockholm zu drehen. Sein eigentliches Ziel war Estland. Der Schwede war in die Klinik eingeliefert worden, nachdem er seine Mutter mit einem Messer angegriffen hatte. Zuvor hatte ihn eine polnisch-tatarische Frau verlassen. In seiner Heimat hatte er einen estnischen Auswanderer kennengelernt, der ihm von Estland vorschwärmte. So entstand in ihm der unwiderstehliche Wunsch, in Estland zu leben, zu arbeiten und seine Krankheit behandeln zu lassen.

Am Tag, als das schwedische Kleinflugzeug nach Hiiumaa flog, fand eine gemeinsame Übung der in Haapsalu stationierten Luftwaffe und der Grenzpolizei statt. Offenbar hielt die Radarstation Ristna den Eindringling deshalb für eine Attrappe des Feindes und schenkte ihm daher keine besondere Beachtung: Die Soldaten erfassten das Flugzeug auf dem Radar, meldeten es ihren Vorgesetzten und setzten ihre Kampfeinsätze fort. So gelangte die Cessna Skyhawk ungehindert an die Westküste von Hiiumaa, wo sie schließlich von einem Wehrpflichtigen entdeckt wurde, der den Beobachtungsturm der Grenzpolizei bewachte.

Das Flugzeug landete auf der Vilima-Wiese. Der Schwede verbrachte einige Tage im Büro des Kommandanten von Kärdla, wurde dann mit einem Hubschrauber der Grenzpolizei nach Tallinn und von dort nach Leningrad geflogen, wo er dem schwedischen Konsul übergeben wurde, der ihn wiederum in Begleitung eines aus Stockholm angereisten Neurologen in seine Heimat zurückschickte.

Die verantwortlichen sowjetischen Flüchtlingsträger auf Hiiumaa bewiesen schließlich Einfallsreichtum und nutzten den peinlichen Vorfall, der ihre Kampfkraft geschwächt hatte, zu ihrem Vorteil. Die Zeitung der Grenzpolizei berichtete heldenhaft darüber, wie die Flucht des Schweden unter ständiger Beobachtung stand und gemeinsam mit der Volksmiliz und der lokalen Bevölkerung eine großangelegte Operation zu seiner Gefangennahme eingeleitet wurde.

Das Flugzeug wurde nach Schweden zurückgebracht. Der berühmte Flug des Deutschen Matthias Rust nach Moskau durch das streng bewachte sowjetische Luftverteidigungssystem fand sieben Jahre später statt.

Verwendete Quellen und Referenzen:

Weiterführende Informationen: http://www.mil.hiiumaa.ee/pv/Noukogude_piirivalve_Hiiumaal_1940-1993-3.pdf

Zugehörige Objekte

Küstenbatterie, Radarstation auf der Halbinsel Ristna

Im Gebiet zwischen Ristna Lõunanina und dem Hafen von Kalana auf Hiiumaa ist die Dichte an militärischen Objekten sehr hoch. Da Gebäude aus verschiedenen Epochen und diverser Streitkräfte nah beieinander stehen, lassen sich ihre Verwendungszwecke oft nur noch erahnen.

Die Küstenbatterie Nr. 42 mit vier Geschützen vom Kaliber 130 mm wurde 1940 fertiggestellt und befand sich einen halben Kilometer südlich des heutigen Standorts. Zu erkennen sind die beiden Geschützgräben, die Erdwälle und die Befestigungsringe. Die vier heute noch erhaltenen Geschützstellungen aus Stahlbeton wurden in den 1950er Jahren gebaut. Weitere Batterien dieser Bauart gibt es auf Hiiumaa nicht. Um die kreisförmige Geschützanlage herum befindet sich eine geschlossene Galerie, von der zwei lange Gänge abgehen, die von Munitionsmagazinen flankiert werden.