Frauen in den Reihen der Litauischen Schützenvereinigung

Die größte öffentliche Organisation der Zwischenkriegszeit, die Litauische Schützenunion (im Folgenden LRU genannt), vereinte Männer und Frauen in ihren Reihen. Laut Satzung der Union konnten Frauen seit der Gründung der Organisation im Jahr 1919 mit den gleichen Rechten wie Männer als Schützinnen dienen. Damals stellten jedoch Männer die absolute Mehrheit der Mitglieder, und nur einzelne Frauen traten der Organisation bei.

Die Aufnahme von Frauen in die Organisation wurde durch die positive Haltung ihres Vorsitzenden Vladas Putvinskis begünstigt, der die LRU als Plattform für Männer und Frauen gleichermaßen betrachtete. Seine Frau Emilija, seine Töchter Ona, Sofija und Emilija sowie die Ehefrauen der anderen Gründungsmitglieder der Union, Tadas Ivanauskas und Antanas Zmuidzinavičius, Honorata und Marija, gehörten zu den ersten Schützinnen. Trotz der positiven Haltung der Führung war die Anzahl der Frauen in der LRU in der Zwischenkriegszeit äußerst gering, und ihre Aktivitäten waren fragmentiert und spärlich; sie beschränkten sich zumeist auf Wohltätigkeitsarbeit, das Sammeln von Spenden, die Unterstützung der Armee und die Kinderbetreuung.

Erst 1927 gelang es Frauen in Kaunas, die erste weibliche Schützengruppe zu gründen, und nach dem Frauenschützenkongress 1933 begannen ihre organisierteren Aktivitäten. Auf dem Kongress wurden Frauen ermutigt, sich aktiver zu engagieren, und es wurde versucht, sie davon zu überzeugen, dass Frauen den Männern in nichts nachstehen. In den 1930er Jahren organisierten die Schützinnen Unterhaltungsabende, sammelten Spenden, pflegten die Gräber gefallener Soldaten des Unabhängigkeitskrieges, veranstalteten Vorträge und Kurse und arbeiteten in Bibliotheken und Schützenhäusern. In der Zwischenkriegszeit stellten Frauen etwa 12 % der Mitglieder der Organisation.