Die unbequeme Aussage von Oberst V. Skorupskis über den Staatsstreich vom 17. Dezember 1926
Im Jahr 1930 veröffentlichte der französische Verlag Charles – Lavauzelle & Co von Oberst V. Skorupskis das Buch „Erinnerungen eines Zeugen militärischer Ereignisse in Litauen“, dessen sechstes Kapitel dem Dezemberputsch gewidmet ist.
In seinen Memoiren hob Oberst V. Skorupskis den Sieg der Sozialisten bei den Wahlen zum 3. Seimas hervor, die Unordnung und das Chaos in der Armee und beschrieb detailliert, wie er gemeinsam mit General P. Plechavičius und Generalleutnant K. Ladyga einen Staatsstreich beschloss, eine geheime Troika innerhalb der Armee gründete und Antanas Merkys über den geplanten Putsch informierte. Er schilderte in seinen Memoiren detailliert die Besetzung des Obersten Hauptquartiers, die Verhaftung von Ministern und die Auflösung des Seimas. Zudem schilderte er die erfolglosen Versuche des Chefs des Obersten Generalstabs, Oberst Kazys Škirpa, und des Kommandeurs des 1. Militärbezirks, Oberst Aleksandras Jakaitis, Widerstand gegen die Putschisten zu mobilisieren. Es ist wichtig, dass Oberst V. Skorupskis in seinen Memoiren ausdrücklich betonte, dass der Marsch die legitime, verfassungsmäßige Regierung stürzte. Dies waren die einzigen Memoiren, die den Ablauf des Staatsstreichs detailliert schilderten, die Organisatoren nannten und eine ungeschönte juristische Bewertung dieses Schrittes lieferten. Wie wir später sehen werden, widersprachen die Memoiren von Oberst V. Skorupskis den von den Nationalisten verbreiteten Darstellungen des Staatsstreichs.
Die Memoiren von Oberst V. Skorupskis wurden in Frankreich auf Französisch gedruckt und erreichten daher trotz entsprechender Bemühungen keine litauischen Leser. Im Inhaltsverzeichnis der ersten Ausgabe von „Naujojia Romuva“ von 1931 wurde angekündigt, dass Oberst V. Skorupskis’ Artikel „Warum und wie der Staatsstreich vom 17. Dezember durchgeführt wurde“ auf Seite elf der Zeitschrift erscheinen würde. Diese Informationen sind jedoch nicht mehr in der Zeitschrift enthalten. Am 4. Februar 1931 verbot das Verteidigungsministerium die Verbreitung des Buches von Oberst V. Skorupskis, und das Außenministerium hielt die Verbreitung des Buches für schädlich. Dies belegt eindeutig den Willen des nationalistischen Regimes, mit administrativen Mitteln Oberst V. Skorupskis’ Bericht über den Staatsstreich zu unterdrücken, da dieser nicht mit dem vom Regime geprägten kulturellen Gedächtnis übereinstimmte.
- V. Skorupskis, La Resurgence L'un peuple, Paris, 1930.