Erinnerungen des späteren Oberbefehlshabers der litauischen Streitkräfte, Brigadegeneral Stasys Raštikis, an die Unabhängigkeitskämpfe

Die Memoiren schildern seine Erlebnisse beim Eintritt in die Armee, seine Verwundung und seine Kriegsgefangenschaft. Das Gefühl, verletzt zu sein und in einem Kriegsgefangenenlager zu leben, wird authentisch vermittelt.

Die Memoiren erzählen, wie der spätere General nach dem Ersten Weltkrieg von der rumänischen und türkischen Front nach Vilnius zurückkehrte, sich beim Offiziersregister des Staatsrats eintragen ließ und zu seinen Eltern nach Dūkšta ging. Dort hatte der spätere Oberbefehlshaber der litauischen Armee bereits ein Selbstverwaltungskomitee und eine Miliz vorgefunden, deren Vertreter Waffen von der deutschen Wehrmacht kauften. Die Memoiren berichten, wie deutsche Einheiten beim Abzug ein Lagerhaus sprengten und erwähnen, wie auf eine Versklavung die nächste folgte – die Rote Armee.

Nachdem S. Raštikis seine Eltern davon überzeugt hatte, dass der Hof auch ohne ihn nicht leiden würde, meldete er sich freiwillig zur Armee. Zuvor hatte er seinen Nachbarn erzählt, er fahre nach Utena, um Pferde zu kaufen. Er packte ein Tablett, Brot und Käse und machte sich auf den 200 Kilometer langen Weg nach Kaunas. In seinen Memoiren berichtet S. Raštikis, dass die Frauen, als sie ihre Männer zur litauischen Armee verabschiedeten, nicht vor Schmerz, sondern vor Freude weinten, wie sie es bei ihren Männern in der Armee des Zaren getan hatten. Sie wussten, dass die Tapferen Litauen zurückerobern konnten. Laut S. Raštikis verdient das Blut der ersten Freiwilligen keine Trauer, sondern größten Respekt und tiefen Schmerz.

Nachdem er die Straße erfolgreich überquert und die Frontlinie passiert hatte, meldete sich der spätere Armeechef freiwillig zum Bataillon in Vilnius und bemerkte sofort, dass die Freiwilligen schlecht ausgebildet und bewaffnet waren. Die Memoiren beschreiben die Schlacht von Žąsliai und ihren Marschversuch auf Vilnius. Besonders eindrücklich wird die Verwundung und Gefangennahme durch die Bolschewiki geschildert. Es war, als hätte ihn etwas an der Schulter getroffen und die Hitze ihm das Herz gebrochen, gefolgt von einem zweiten Schuss. Danach überkam ihn Durst und die Angst, General S. Raštikis könnte mit einem Bajonett erstochen werden. Um dies zu verhindern, begann er zu beten.

Die Memoiren beschreiben, wie die „Russen“ sich dem Verwundeten näherten, seine Taschen leerten, ihm die Schuhe auszogen und ihn nach Daugavpils brachten. Dort angekommen, wurde der spätere General verhört, wobei er den Vernehmer täuschte, und anschließend in ein Militärkrankenhaus eingeliefert.

Als litauische Armeeeinheiten sich der Düna näherten und Daugavpils bombardierten, wurden das Lazarett und S. Raštikis nach Velykij Luki und später nach Moskau gebracht, wo der spätere General von schrecklichen Träumen geplagt wurde. Nach seiner Entlassung aus dem Lazarett kam Raštikis in ein Kriegsgefangenenlager in Tula, wo er an Typhus erkrankte und von Hunger und harter Arbeit im Lager berichtete, bis er in der Zeitung vom Friedensvertrag zwischen Litauen und Russland las. Daraufhin schrieb er einen Brief an die litauische Mission in Moskau und kehrte nach Litauen zurück.

Verwendete Quellen und Referenzen:
  • Hauptmann Stasys RaŠtikis, Zwanzig Monate in russischer Gefangenschaft, Kriegsarchiv, 1927, Bd. 3, S. 170-218.